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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

langen und breiten Schwerte (einer in unseren Tagen sehr gewöhnlichen Waffe, die jedoch nur mit beiden Händen zu handhaben ist), die Feinde vor sich niedermähte. Von seinen Kameraden gefolgt, hatten sie bald die kleine todesmutige Schar aufgerieben. Die Reiterschwadronen waren inzwischen bis Heide vorgedrungen, mußten sich aber, da es an Unterstützung von seiten der Infanterie gebrach, wieder zurückziehen. Die Einwohner unterhielten von den Häusern aus ein lebhaftes und geordnetes Geschützfeuer, das die Reiter beim Vorrücken empfing. Unter den bei der Bestürmung Verwundeten befand sich Marquart Rantzau, der einzige Sohn seines Vaters und letzte Sproß seiner Familie. Er erhielt eine Wunde am unteren Teile des Rückens, der er bald darauf in Itzehoe erlag. Sein Leichnam ward in der Gruft seiner Väter beigesetzt. Inzwischen war Moritz Rantzau, als er in der Ferne die aufsteigenden Flammen gesehen und das Getöse der Geschütze vernommen hatte, mit 60 Reitern von Hemmingstedt herangeeilt. Er warf sich so gegen die Stadt, daß den Feinden kein anderer Weg zur Flucht blieb, als der, mittels eines Angriffs und Durchbruchs der Reiterei. Kaum hatten die Dithmarscher diese Wendung bemerkt, als sie sich in allgemeiner Flucht nach der sumpfigen Küste zurückzogen. Beim Anblick der Reiterei waren sie zuerst ungewiß, ob sie Feinde oder Landsleute auf erbeuteten Pferden vor sich hatten. Nahe an 300 von den Fliehenden rieb Moritz Rantzau mit seiner Reiterei auf. Sie deckten das Feld mit ihren Leichen. Trotz der vollständigen Niederlage und ihrer Flucht scharten sich die Dithmarscher aufs neue am Eingang der Marsch, entschlossen, die ganze Gewalt des feindlichen Angriffes auszuhalten. Obwohl es schon Abend war, bekamen die Reiter den Befehl, sich sofort dem Feinde entgegenzuwerfen, damit er nicht bei der Einnahme der schon an mehreren Stellen brennenden Stadt das Heer im Rücken angreifen könnte. Der größte Teil des Heeres war dem Plane, einen Sturm auf die Stadt zu unternehmen, abhold, allein Johann Rantzau ließ sich durch keine Gegenvorstellungen von seiner einmal gefaßten Meinung abbringen. Er meinte, daß ohne Einnahme der Stadt und völlige Vernichtung

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/089&oldid=- (Version vom 18.4.2023)