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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Nach dem Plan der Kriegsräte sollten der Graf von Oldenburg und Moritz Rantzau ins Lager der Fürsten zurückkehren und dort die Aufsicht über die Munition übernehmen. Am 15. Juli, bei Sonnenaufgang, sollten sie sich dem Feinde zeigen und dem Scheine nach aus Hemmingstedt zumarschieren. Die Feinde müßten alsdann Verdacht schöpfen, daß auf diesem Wege ein neuer Angriff gemacht werde. Am Tage vorher aber sollten 30 000 Mann mit den Fürsten und dem Blankenburgischen Heer um 3 oder 4 Uhr nachmittags gegen Thielenburg vorgehen und daselbst die Feinde durch einen Angriff festhalten. Gegen diesen Plan war aber der Graf von Oldenburg. Er wollte nicht länger müßig den Ereignissen zusehen und sich auf diese Weise den Anteil am Kriegsruhm entgehen lassen. Aus seiner Weigerung folgte die Notwendigkeit, Waltherthumbius mit seiner Schar die Hut des Lagers und der Geschütze zu überlassen. Ueberdies hatten sich die Soldaten durch übermäßiges Trinken so geschwächt, daß viele im Lager zurückblieben und kaum die Hälfte der Fahne folgen konnte. Dieser Umstand führte eine Verzögerung im Marsche herbei. Die Soldaten machten zu wiederholten Malen Halt, so daß der König in heftigen Zorn geriet und zu den Umstehenden sagte, es werde ihn noch gereuen, überhaupt ins Feld gezogen zu sein. Er wäre mitgegangen, um zu lernen, aber allmählich käme er von diesem Gedanken zurück. Die Soldaten wären Feiglinge; sie hätten ihren Sold bekommen und wären ihnen verpflichtet. Was möchten sie erst im umgekehrten Falle alles tun, wenn er und seine Verwandten ihnen Verbindlichkeiten schuldig wären. Johann Rantzau gab nun den Fähnrichen Befehl, mit ihren Fahnen voraus zu gehen. Das spornte die Soldaten an, ihren Marsch fortzusetzen. An der Spitze des Zuges schritt die Schar Blankenburgs. Ihm folgte Wriesberg mit den Schonwesianischen Truppen, die alles Schanzwerk und alles Kriegsgerät mit sich führten. In der Mitte des Zuges befanden sich die Fürsten zu Roß mit ihrer Leibwache. Den Beschluß bildeten die beiden übrigen Truppenkorps und die Oldenburgische Reiterei. Das nächste Ziel war das alte Lager bei Albersdorf, wo einige

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/084&oldid=- (Version vom 17.4.2023)