Seite:Geschichte des Dithmarscher Krieges.djvu/082

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

in Brunsbüttel. Waltherthumbius hatte in dem nächsten Dorfe sein Quartier aufgeschlagen. In der Nacht wurde der Stellvertreter Blankenburgs mit einer Schar Reiter nach der Bökelenburg geschickt, um dort einen Trupp feindlicher Soldaten, welche durch die Flucht entkommen waren, gefangen zu nehmen. Zu gleichen Zwecken wurde Moritz Rantzau mit einer auserlesenen Schar von 300 Reitern an einer sandigen Stelle der Gegend aufgestellt. Als das Morgenrot anbrach und aller Kräfte neu belebt waren, fing das Heer an, sich in Bewegung zu setzen. Der größte Teil der Feinde war in der Nacht geflohen. Ungefähr 400 Bauern mit einer Schar von Weibern und Kindern hatten sich bei elenden, mit Sumpf umgebenen Hütten verschanzt, durch Ziehung von Gräben, durch Aneinanderreihung von Packwagen, durch Ruten- und Strauchbündel und andere primitive Gegenstände und waren entschlossen, hinter diesen Schanzen dem Andrang des feindlichen Heeres zu widerstehen. Als sie sich jedoch von allen Seiten umzingelt und eingeschlossen sahen, warfen sie ihre Waffen von sich und ergaben sich auf Gnade und Ungnade. Ueber das Schicksal der Gefangenen zu entscheiden überließ Johann Rantzau den Fürsten, die während dieser Vorgänge im Lager angekommen waren. Der König und Herzog Johann waren von dem Unglück der Feinde tief gerührt und entschlossen, den Gefangenen das Leben zu schenken. Als man am folgenden Tage zu einem Kriegsrat wegen des Urteils über die Gefangenen zusammentrat, wurde vorgebracht, die Gefangenen hätten gleich getötet werden müssen, eingedenk der Grausamkeit, die ihre Vorfahren in früheren Zeiten an den Holsteinern und Dänen bewiesen hätten. Auf diesen Einspruch nahm Johann Rantzau das Wort und erklärte, es sei nicht grausam, sondern tyrannisch, Gefangene, die sich auf Gnade und Ungnade ergeben hätten, mit dem Tode zu bestrafen. Der König schloß sich Rantzaus Meinung an, und das Urteil wurde dahin formuliert, daß die Anführer bis zum Ausgang des Krieges in Holstein in Gefangenschaft bleiben sollten. Die übrigen Gefangenen wurden in Schiffen über die Elbe gebracht. Der Unterfeldherr Rantzaus erhielt den Befehl, für die Gefangenen

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/082&oldid=- (Version vom 17.4.2023)