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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Endlich erlahmte die Kraft der Dithmarscher. Sie wichen und ergriffen die Flucht. Die Soldaten drangen durch das Geschütz in die Stadt ein. Während hier mit schwankendem Glücke gekämpft wurde, ließ Heinrich Rantzau verabredetermaßen die Mühle vor der Stadt in Brand setzen. Auf dieses Zeichen rückten die Oldenburger heran und eilten, ihren Bundesgenossen zur Hilfe zu kommen. An drei Stellen sollten die Einwohner angegriffen werden, von der Seite durch Schonwesius, im Rücken durch den Grafen von Oldenburg und von vorne durch die Fürsten und Johann Rantzau. Die Ausführung dieses so wohl durchdachten Planes erlitt einen Verzug. Der Marsch ging langsamer vor sich, als der König forderte. Die Soldaten sollen Schuld daran gewesen sein und sich geweigert haben, vorzugehen. Allein, Johann Rantzau und Wriesberg feuerten die Artillerie an und drangen gradeswegs in die Stadt ein. Währenddessen erlitten die Truppen des Schonwesius beim Uebersetzen über die Gräben einige Verluste. Als Johann Rantzau, ein Führer voll unerschütterlichen Mutes und unbezwinglicher Tapferkeit, erfuhr, daß die Soldaten bei den Gräben in Gefahr seien, sprang er vom Pferde und mischte sich unter das Fußvolk, in dessen ersten Reihen er auf das Verwegenste mitkämpfte. Auf die Weise allein glaubte er die Soldaten anfeuern zu können. Er wollte nicht, daß man von ihm sagte, der Oberfeldherr habe furchtsam seine Soldaten verlassen. Das Beispiel tat auch hier Wunder. Es sammelte sich alles zum Angriff und drang auf die Bauern ein. Zwar kämpften die Dithmarscher mit ihren nervigten Gliedern und ihren gewaltigen Armen wie tapfere Männer in der letzten Entscheidung. Keiner von ihnen dachte vom Platze zu weichen. Jeder wollte das Schlachtfeld mit seiner Leiche decken. Wunden konnten ihren Mut nicht lähmen. Endlich, als ihre Reihen gelichtet, der Wall verloren und die Tore erbrochen waren, stand die Stadt den Siegern offen. Herzog Adolf mit drei oder vier Rittern seiner Grafschaft, der König mit seiner Leibwache und Heinrich Rantzau hielten ihren Einzug. In der ersten Wut und Siegesfreude der Einziehenden wurde alles niedergemetzelt, was sich in der Stadt und deren Umgebung vorfand. Alle

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/075&oldid=- (Version vom 17.4.2023)