Seite:Geschichte des Dithmarscher Krieges.djvu/074

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Ersamenus, der einsah, daß die Fürsten, sich eben zum Sturm anschickend, sich aus Unterhandlungen nicht einlassen würden, verließ das Lager und kehrte nach Lübeck zurück. So zog man denn nach Kriegsrat vom 29. Juni, als sich die Sonne zum Untergang neigte, aus dem Lager. Voran gingen die Schanzengräber unter der Begleitung Theoderichs von Halle mit 4000 Mann. Ihnen folgte das schwere Geschütz, sowie die Fähnlein der Leibwache. Den Beschluß bildeten 30 000 Mann unter Schonwesius, Reimer von Valde und Waltherthumbius. Der Oberfeldherr Johann Rantzau rückte mit vier Fähnlein in Begleitung der Quartiermeister vor und brachte auf dem für die Kanonen bestimmten Hügel Wälle und anderweitige Befestigungen an. Schonwesius mit einigen Schanzengräbern und dem Wegweiser Barthold Peters drang bis zu dem Geschütz der Feinde vor. Ihm folgten 20 000 Mann Infanterie und Theoderich von Halle mit seiner Reiterei. Schonwesius, in der Hoffnung, vor Tagesanbruch die Brücken aufwerfen zu können, stürzte sich mit seinen Truppen in die größte Gefahr. Als er schon alle Schwierigkeiten des Marsches überwunden und eben der Wegweiser Barthold Peters bei dem heftigen Andrang der Feinde sich entfernt hatte, um sein zurückgebliebenes Pferd zu besteigen, wurde er von einem des Weges unkundigen Soldaten geradewegs in die tiefen Gräben hineingeführt. Barthold Peters war lange nicht in der Marsch gewesen, so daß die Veränderungen in Grabenanlagen ihm unbekannt waren. Die Soldaten wateten bis an den Hals im Wasser und wenn Theoderich von Halle ihnen mit seiner Schar nicht Hilfe gebracht hätte, wären sie elendiglich umgekommen. Theoderich von Halle wurde bei dem Rettungswerke in einen gefahrvollen und schwierigen Kampf mit den Bauern verwickelt, durch einen Pfeilschuß verwundet. Schonvesius wurde von einem kurzen, ehernen Geschosse durchbohrt und starb vier Tage darauf am Wundfieber. Er hatte seine Pflicht als Soldat erfüllt und seine Soldaten durch Wort und Beispiel angefeuert. Diesem Vorspiel folgte ein blutiger Kampf zwischen den nachrückenden Truppen und den Bauern. Lange wurde gefochten unter dem fortwährenden Feuer der Geschütze.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/074&oldid=- (Version vom 17.4.2023)