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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Unternehmungen gebrauchen könnte, wogegen durch zu langes Zögern Mut und Tatkraft geschwächt würden. In diesem Falle wäre auch noch zu beachten, daß die Soldaten gegen des Krieges unkundige Leute kämpfen sollten und bei dem ersten Angriff den größten Eifer zeigen würden. Wenn die Erstürmung des ersten festen Platzes gelänge, so würde man sie auch zu weniger schwierigen Unternehmungen gebrauchen können. Da, wie zu erwarten stehe, die Feinde mit Aufwand aller ihrer Kräfte, mit Hartnäckigkeit und Todesverachtung sich verteidigen würden, gelte es, die Stimmung der Soldaten auszunutzen. Seine Meinung wäre daher, daß, um ein möglichst schnelles und glückliches Ende des Krieges herbeizuführen, es am ratsamsten sei, einen Sturm auf das feste Meldorf zu unternehmen. Dieser Meinung des Oberfeldherrn trat Breida Rantzau entgegen. Zu verschiedenen Malen, so führte er aus, sei dieser Ort unglücklich von unseren Vorfahren bekämpft worden. Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen hätten sie nicht nur die Hoffnung auf Sieg aufgeben müssen, sondern wären nach harten Niederlagen sogar gezwungen gewesen, ihre Rettung in schimpflicher Flucht zu suchen. Allerdings wäre der Platz auch eingenommen worden, aber der Vorteil so gering gewesen, daß sie trotzdem die schmählichste Niederlage erlitten hätten. Er riete also entschieden davon ab, auf Meldorf vorzugehen, einen Platz, der den Vorfahren so unheilbringend geworden wäre. Er meine, daß die Thielenburg zu besetzen sei, die, weil weniger stark befestigt, mit leichter Mühe genommen werden könnte. Wenn das Heer einmal über die Bauern gesiegt hätte, würde es mit größerer Zuversicht schwierigeren Angriffen entgegengehen. In demselben Maße, wie ihr Zuvertrauen wachse, würde das der Feinde abnehmen. Wenn sie die festen Bollwerke nach und nach besetzen und einnehmen würden, müßte der Feind sich immer weiter zurückziehen und würde schließlich ganz in die Enge getrieben. Im Falle sein Vorschlag dem Kriegsrat annehmbar erscheine, hoffe er Gewähr für den glücklichen Ausgang des Krieges geben zu können. Er riet noch, bei Einbruch der Dunkelheit einige Fähnlein Reiter und Fußvolk zu seinem Bruder Heinrich zu

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/071&oldid=- (Version vom 17.4.2023)