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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Rechtsspruch übervorteilt glaubte. Bei Meldorf fiel nichts Bemerkenswertes vor. Ein Pferd stürzte und von einem Dithmarscher Reinhold Ruhe, der unter den Deutschen in Frankreich gedient hatte, einem kühnen und starken Manne, ward auf einen Holsteiner eine kleine Handbombe abgeschleudert. Zurückgekehrt, statteten die Offiziere ihrem Oberfeldherrn Bericht ab. Johann Rantzau entwarf darauf den Plan, daß entweder auf die Thielenburg oder auf Meldorf der Angriff zu machen sei und berief zu dem Zwecke einen Kriegsrat. An drei Orten stand, wie wir erst bemerkten, der Eingang in die Marsch offen. Die Thielenburg war am stärksten von den Bauern befestigt. Ihre ganze Macht war dorthin zusammengezogen. Sie waren bereit, für die Freiheit des Vaterlandes, für Leben und Gut mit dem letzten Blutstropfen zu kämpfen. Hamme war, aller Ansicht zufolge, der gefährlichste Punkt, dessen Bestürmung das größte Wagnis schien. Von Nikolaus Rantzau kam an diesem Tage ein Bote mit der Meldung, daß Graf Anton von Oldenburg seine Truppen gegen Wedel vorrücken und über die Elbe setzen lasse. Auf diese Nachricht wurde beschlossen, nicht eher anzugreifen, als bis der Graf angekommen sei. Heinrich Rantzau sandte ihm ein Schreiben, in welchem er ihm Anweisung gab, wo er rasten und übernachten könne, um seinen Bedarf an Heu, Hafer und Wein zu bekommen. In dem abgehaltenen Kriegsrat stimmte Johann Rantzau für den Angriff auf Meldorf, das für den Hauptort galt und begründete seinen Plan in folgender Weise: Alle die früher bereits die Dithmarscher bekriegt hätten, waren bei genauer Ortskenntnis zu der Ansicht gekommen, daß es klüger gewesen wäre, Meldorf zuerst anzugreifen. Es läge in der Mitte des Landes und teile Süder- und Norderstrand voneinander. Wenn dieser Platz genommen sei, wären die Feinde getrennt, daß sie ihre Streitkräfte nie wieder zusammenziehen könnten. Getrennt würden beide Teile leicht zu unterwerfen sein. An der Stadt vorbei fließe ein breiter Fluß ins Meer, der die Trennung der Streitkräfte auf natürlichem Wege erleichtere. Die Erfahrung lehre ferner, daß, solange der Mut der Soldaten und ihre Kräfte frisch seien, man sie zu den schwierigsten

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/070&oldid=- (Version vom 17.4.2023)