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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Reiterfahne dienten 400 Mann. Der Verabredung gemäß, trafen die Fürsten am 16. Juni mit ihren Räten und Kriegsobersten zusammen. Nach eingehenden Beratungen wurde einstimmig der Beschluß gefaßt, daß die zusammengezogene Reiterei und das zur Verfügung stehende Fußvolk innerhalb fünf Tagen in das feindliche Gebiet einrücken solle. Der König begab sich nach Schluß der Beratungen auf das Heinrich Rantzau gehörende Schloß Melbeck und verweilte daselbst vier Tage. Auf der Zusammenkunft war auch ein Schreiben abgefaßt, das, dem völkerrechtlichen Gebrauche gemäß, den Dithmarschern den Krieg ankündigte. Diese Art der Kriegserklärung nannte man auf Lateinisch Fecialum.[1] Sie wurde drei Tage vor dem Einrücken des Heeres von einem königlichen Parlamentär überbracht und gelangte am 20. Juni an die 48 Landesvorsteher der Dithmarscher. Es hieß in dem Schreiben: Da die Dithmarscher den rechtmäßigen Herren und der von Gott eingesetzten Obrigkeit sich nicht nur häufig und frevelhafterweise widersetzt hätten, sondern auch der Majestät und Würde der Fürsten entgegen gewesen wären, indem sie ihren Namen öffentlich verspotten ließen durch Schimpfen und gotteslästerliche Reden und ihre Untertanen mit Raub und Brand und Plünderung fortdauernd bedroht und geschädigt hätten. Auf Grund dieser Missetaten sei es beschlossen, sie mit Krieg zu überziehen und mit Gottes Hilfe zu unterwerfen. Die Fürsten erachteten es als ihre Pflicht, die bedrängten Untertanen gegen Raub, Plünderung und Gewalt zu schützen. Sie wären lieber der Strafvollziehung enthoben gewesen, aber die Dithmarscher hätten ihr Schicksal selbst gewollt. Sie möchten es noch als besondere Freundlichkeit ansehen, daß man ihnen den Krieg erkläre. Mit Rebellen und Mordbrennern werde sonst nicht also verfahren.

Der Bote, der das Schreiben überbringen sollte, streubte sich lange, dieses Amt zu übernehmen, weil er die Wut und Grausamkeit der Dithmarscher fürchtete. Allein, zum Tode verurteilt, ließ er sich durch Drohungen und die Furcht vor dem gewissen

  1. Bei den Römern waren 40 Priester, die sogenannten Fetialen, als höchstes Gericht über Krieg und Frieden eingesetzt.
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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/065&oldid=- (Version vom 17.4.2023)