Seite:Geschichte des Dithmarscher Krieges.djvu/049

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

müsse, sei ein Krieg, der schon an sich so viel des Uebels hätte, eine zu schwere Aufgabe, die zu lösen er seinen Nachkommen überlassen müsse. Kaiser Karl hatte auf die Bitte des Herzogs Adolf die Schenkung seines Großvaters Friedrich in betreff des Herzogtums Holstein bestätigt und stellte 1548 ein neues Diplom für die Gebrüder Christian, Johann und Adolf aus.

Allein, die Dithmarscher kümmerten sich ebensowenig um die neue Belehnung, als sie es hundert Jahre früher getan hatten. Kein kaiserlicher Spruch hatte Macht über sie, keine Oberherrschaft wollten sie anerkennen. Sie versagten den Gehorsam und erlaubten sich obendrein mancherlei Uebergriffe auf holsteinischem Gebiet. Außerdem wagten sie durch Schmähreden und Spottlieder Herzog Adolf zu verletzen. Da sie durch mehrere Jahrhunderte hindurch ihre Freiheit glücklich behaupteten, waren der Stolz und die Kühnheit dieses unbändigen Volkes zu der törichten Anmaßung ausgewachsen, daß sie sich für unüberwindbar hielten. In diesem eitlen und verderblichen Uebermut befangen, lehnten sie jegliche Vorstellung einer friedlichen Unterwerfung ab. Das Joch war mehrmals durch die Kühnheit und den Mut ihrer Vorfahren abgeschüttelt worden und sie waren gleichfalls bereit, sich mit der hartnäckigsten Gegenwehr zu verteidigen. Da war freilich nicht der Ort Gerechtigkeit, Billigkeit und Sittsamkeit zu suchen. Es konnten in Wahrheit keine so milden Bedingungen erdacht werden, aus die sie jemals eingegangen wären. Durch keine Güte und Nachsicht waren sie zu bestimmen, sich den Ideen des Völkerrechts zu fügen und Schaden von ihrem eigenen Lande abzuwenden. In ihrem Uebermute deuchte ihnen jede Gefahr gering. Sehen wir doch im Menschen zuweilen ein Geschwür sich bilden, dem kein Heilmittel hilft. Durch ihre Anwendung und Berührung wird es nur noch stärker gereizt. Es verbreitet sein Gift über den ganzen Körper und muß endlich den Tod herbeiführen. Einer solchen zehrenden Krankheit gleicht die Hartnäckigkeit trotziger und störrischer Menschen. Mit Strenge und Härte behandelt, um sie in den Schranken des Gehorsams und der Pflicht zu halten, schrecken sie vor keiner Gefahr und keiner verwegenen Tat zurück.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/049&oldid=- (Version vom 17.4.2023)