Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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Adolf, Herzog von Holstein, ein Mann von edler Gesinnung und Gerechtigkeitsliebe, hatte kaum das waffenfähige Alter erreicht, als er, empört über die schimpfliche Niederlage seiner Vorfahren, seinen ganzen Sinn darauf richtete, sie in ehrenvoller Weise zu rächen. Sein Plan war, durch einen neuen Krieg die alte Schmach und die alten Verluste zu tilgen, zugleich aber den Ruhm seines Namens, seine Macht und Einkünfte zu erweitern. Schämen müßte sich, meinte er, sein ganzes Haus, ja, der ganze cimbrische Stamm eines solchen Makels, wenn es die unwürdige Handlungsweise des übermütigen Volkes, das den alten Beleidigungen täglich neue hinzufüge, ungerächt hingehen lasse. Denn in diesem hinfälligen und armseligen Leben, dem die Natur enge Grenzen gezogen, sei nichts ruhmvoller und eines Fürsten würdiger, als zunächst das Heil seiner Seele im Auge zu haben und dann, durch Zeugnisse seiner Tapferkeit und Geistesstärke einen ruhmvollen Namen auf die späteste Nachwelt zu vererben. Das sei die zweifache herrlichste und ehrenvollste Frucht des flüchtigen irdischen Daseins, wenn man den Weg der wahren Tugend beträte und sowohl die angenehme Hoffnung eines immerwährenden Ruhmes genieße, als auch seine Herrschaft möglichst weit auszubreiten trachte. Ausgezeichnet als Fürst durch die herrlichsten Gaben des Körpers und Geistes, war er schon in frühester Jugend von dieser Gesinnung durchdrungen. Mit dem grössten Eifer legte er sich auf das Kriegswesen und suchte in brennendem Ehrgeize sich das anzueignen, was ihm dauernden Ruhm und einen unsterblichen Namen eintrug. Um den Kreis seiner Taten zu erweitern, begab er sich
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/047&oldid=- (Version vom 17.4.2023)