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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

war nicht gestillt worden durch den Mord an Lebenden, noch an den Gebeinen der Toten mußten sie, ohne jedes Gefühl von Barmherzigkeit und Menschlichkeit, ihre Wut auslassen.

Nach dieser, für die Holsteiner so verderblichen Niederlage, erneute man die alten Bündnisse und schloß einen Waffenstillstand, der aber zehn Jahre später von den Dithmarschern übertreten wurde. Die Friesen hatten nämlich vier mit Schandtaten behaftete Dithmarscher zum Tode verurteilt. Die Dithmarscher, die ihren ganzen Stamm durch diesen Vorfall beleidigt glaubten, zogen gegen die Friesen, um den Schimpf zu rächen. Sie setzten über die Eider. Da die Friesen ihnen jedoch zuvor kamen, ertranken sie teils in dem Fluß, teils retteten sie sich durch eilige Flucht. Kaum war die Niederlage in Dithmarschen bekannt geworden, so griff man allerorts zu den Waffen und fiel in die Landschaft Eiderstedt ein. Die Dithmarscher verwüsteten alles, was ihnen in den Weg kam, mit Feuer und Schwert. Sie legten den Einwohnern eine Geldbuße auf und kehrten mit Beute beladen heim. Allein, da ihnen die geforderte Summe nicht ausgezahlt wurde, brachten sie von neuem ein Heer zusammen und fielen abermals in Friesland ein. Sie raubten und plünderten und stellten unerträgliche Friedensbedingungen. Sie verlangten unter anderm, daß alle Streitigkeiten zwischen den Friesen und ihnen durch einen Ausschuß von zwanzig Dithmarschern und einem Friesen geschlichtet werden sollten. Unwillig über solche Gewalttätigkeiten gegen seine Vasallen ermahnte Herzog Adolf von Holstein die Dithmarscher, sich ihres Bündnisses gemäß zu verhalten und mit den Friesen Frieden zu schließen. Da sie jedoch nicht abließen, die Friesen zu bedrängen, beschloß er ernstere Maßregeln zu ergreifen. Es kam indessen noch nicht zu Feindseligkeiten, da Adolf mit dem König von Dänemark wegen des Herzogtums Schleswig in Streit lag. Der Schaden, den die Friesen bei dem Einfall der Dithmarscher erlitten, wurde auf 200 000 Mk. geschätzt. In ihrer Anmaßung gingen die Dithmarscher so weit, sich zu Schiedsrichtern zwischen Dänemark und Holstein aufzuwerfen, und obwohl mit den Verhältnissen des Erbrechtes vollständig unbekannt, meinten sie in ihrer Unwissenheit,

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/040&oldid=- (Version vom 16.4.2023)