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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

kam und machten große Beute. Unterdessen hatten sich die Dithmarscher an den Engpässen zusammengezogen und bemächtigten sich mit Leichtigkeit der versprengten Feinde. Erst am vierten Tage kam es zur wirklichen Schlacht. Der erste Angriff war gegen die Knappen gerichtet, die im Vorderzuge die Waffen trugen. Sie erhoben beim Anblick der Feinde ein klägliches Wehegeschrei. Graf Gerhard, in der Meinung, daß sie wegen der Beute untereinander in Zwist geraten seien, eilte ohne Helm herzu, um den Streit zu schlichten. Die Dithmarscher, die sich im Dickicht des Waldes verborgen gehalten hatten, umzingelten im Nu das feindliche Heer. Alles wurde niedergemacht, mit unmenschlicher Grausamkeit erschlugen sie den wehrlosen Herzog. Zwölf Edle aus dem Ritterstande, dreihundert vom Adel, unter ihnen die ausgezeichnetsten Männer, deren Namen ruhmvoll in den Annalen der Geschichte verzeichnet stehen. Kurz, die erlesenste Mannschaft aus den Herzogtümern Schleswig und Holstein, die Blüte einer kräftigen und regsamen Jugend, fand hier ihren Untergang. Am folgenden Tage fand man noch zwei edle Holsteiner, Wolfgang Poggwisch und einen Rantzau, lebendig unter den Leichenhaufen. Sie wurden erst freigegeben, als der Abbruch des Kastells zu Delffbrügge, das die Holsteiner noch inne hatten, genehmigt wurde. Allein die Dithmarscher konnten sich in ihrer Grausamkeit nicht genug tun und verweigerten den Leichnamen der Gefallenen, die weit und breit ihre Felder deckten, ein ehrliches Begräbnis. So scheußlich kann nur blinde, unmenschliche Wut handeln. Den Leichnam des Herzogs und die Körper einiger edler Ritter wurden gegen hohes Lösegeld ausgeliefert. Die übrigen Leichname blieben gegen jede Sitte und jedes Völkerrecht unbegraben auf den Feldern liegen, Vögeln und wilden Tieren zur Beute. Erst den Gattinnen der in der Schlacht gefallenen Adligen, die einsahen, daß durch Bitten nichts bei den Dithmarschern auszurichten sei, gelang es durch eine glückliche List, ihren Männern eine Stätte unter der Erde zu bereiten. Als Nonnen verkleidet, suchten sie die Gebeine ihrer Gatten auf und ließen sie feierlich beisetzen. Der wilde und unversöhnliche Haß dieses Volkes, ja dieses rohesten aller Völker,

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/039&oldid=- (Version vom 16.4.2023)