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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Nach anderer Lesart sollen sie in Helvetien nahe den Tauriern gewohnt haben. Hieraus erklärt sich auch die Behauptung, daß diejenigen Cimbern, welche die Niederlage überlebten, sich in Helvetien niederließen. Jedenfalls darf angenommen werden, daß viele Cimbern aus Italien entkamen und sich über alle Länder zerstreuten.

Was endlich über die ältesten Sitten und Einrichtungen dieses Volkes gesagt werden kann, ist ungefähr folgendes: Die uralten Cimbern und ihre Nachkommen, die später in Holstein wohnten, sprachen dieselbe Zunge wie die Sachsen. Einen König oder Fürst hatten sie nicht; in Kriegszeiten wählten sie den tapfersten zum Anführer. Der Oberbefehl eines solchen Führers dauerte nie länger als der Krieg, dessen Leitung in seine Hände gelegt war. Adel, Bauern und Leibeigene[1] waren die drei unterschiedenen Stände. Den Titel eines Grafen und Baron kannten sie fast gar nicht, ebenso wie er jetzt bei den benachbarten Dänen und Schweden nicht gebräuchlich ist. Erst vor wenigen Jahren haben einige der Neuerung wegen oder aus Ehrgeiz diese bisher ungewöhnlichen Ehrentitel oder Rangbezeichnungen eingeführt. Die höchste Würde nach dem Kriegsobersten war der Stand der Ritter, den man wegen des Schmuckes, den sie trugen, den goldenen Stand nannte. Zu dieser höchsten Ehrenstufe hatte keiner Zutritt, der nicht durch kriegerische Tüchtigkeit sich ausgezeichnet hatte. Die Ritterwürde wurde ihnen als Anerkennung ihrer vollbrachten Taten im Angesichte des Heeres auf offenem Felde von dem Befehlshaber erteilt, unter dessen Leitung sie sich hervorgetan hatten. Diese Sitte bestand auch bei anderen Völkern, und zu unserer Väter Zeit brachte sie Franz I., König von Frankreich — in der Tat ein rühmenswertes Beispiel — wieder zur Geltung. Franz I. hatte in einer gefahrvollen Schlacht das kampflustige Volk der Schweizer geschlagen. Er selbst war allen voran in den ersten Reihen der Kämpfenden gewesen und hatte die Pflichten eines tapferen Führers und Soldaten erfüllt. Deshalb empfing er nach der

  1. Die Leibeigenschaft wurde von König Christian III. aufgehoben.
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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/027&oldid=- (Version vom 22.1.2023)