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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

an den römischen Senat und verlangten Aecker und Wohnstätten, die ihnen aber verweigert wurden.

Bald nach der zweiten Schlacht fiel Aurelius Scaurus, ein Legat der versprengten Truppen, in ihre Hände. Von seinen Häschern in die Volksversammlung geführt, suchte er sie durch Drohungen zu erschrecken: „Sie sollten sich, auch wenn die Alpenpässe eingenommen wären, nicht nach Italien wagen, denn die Römer wären unbesiegbar.“ Als er dies gesagt hatte, stieß ihn König Bolus im ungestümen, jugendlichen Uebermut mit eigener Hand nieder. Nach Tacitus soll dieses im Jahre 640 nach der Erbauung Roms geschehen sein. Andere Schriftsteller weichen aber in der Zeitangabe von Tacitus ab.

Die Römer aber, beunruhigt durch das Herannahen eines so großen, siegreichen Volksstammes, boten jetzt alles auf, um rechtzeitig dem Einfalle des Feindes zu begegnen. Sie zogen ein starkes Heer am Fuße der Alpen zusammen. Im Jahre 649 nach der Erbauung Roms kam es an der Rhone zur Schlacht. Wiederum erfochten die Cimbern einen glorreichen Sieg über die Römer. Sie erschlugen 80 000 Soldaten, 40 000 Troßknechte und Sklaven und erbeuteten die Lager der Konsulen. Kaum zehn, wird behauptet, entflohen von diesem gewaltigen Heere. Der Prokonsul, Cajus Manlius, der den Oberbefehl gehabt hatte, fiel im Kampfe. Der Prokonsul Quintius Servilius Caepio rettete sich durch die Flucht und brachte die Kunde von der Niederlage nach Rom. Er verlor mit dem Oberbefehl alle öffentlichen Aemter und wurde im Gefängnis getötet, weil man glaubte, daß durch seine Unbesonnenheit die Schlacht verloren war und daß er aus dem Tempel zu Tolosa das delphische Gold hatte rauben lassen. Sein Leichnam wurde von den Gemonischen Treppen herabgestürzt. Nie haben die Römer eine größere Niederlage erlitten! Lähmende Furcht bemächtigte sich aller Gemüter und tiefe Besorgnis über den Ausgang des Krieges. Schon hörte man von dem schnellen Anzuge der Feinde, die der Stadt den Untergang gedroht hatten. Die einzige Hoffnung der Römer war auf Cajus Marius, einen geschickten kriegskundigen Feldherrn gerichtet. Er leitete die Feldzüge in Afrika und hatte

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/021&oldid=- (Version vom 12.12.2022)