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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

zu suchen und Kriege zu führen. Trotzdem möchte ich auf keine bloße Vermutung hin glauben, daß der ganze Stamm sich ausschließlich mit dem Kriegshandwerk beschäftigt habe. Ich nehme vielmehr an, daß eine Anzahl Volksgenossen, abgesondert von den übrigen, ihre Aecker bebauten und Viehzucht trieben.

Die jetzigen Bewohner der Marschküste sind den alten Cimbern in Sitten und Gebräuchen nicht unähnlich, wie es an der Hand der Geschichtsschreiber nachgewiesen werden kann. Die alten Cimbern gehorchten nicht dem Befehle Einzelner. Es gab viele Edle unter ihnen, die durch Raub und Jagd ihren Unterhalt suchten, was nicht selten zu Streit und Fehden untereinander Anlaß gab.

Einige Schriftsteller meinen, daß die Cimbern durch große Ueberschwemmungen oder einen Ueberfall der Gothen von der cimbrischen Halbinsel vertrieben worden sind. Diese Annahme ist jedoch kaum wahrscheinlich. Ich möchte viel eher glauben, daß sie aus eigenem Antriebe oder auf einen Wink des Schicksals oder aus dem Verlangen nach fremden Schätzen wohnlichere Gegenden aufgesucht haben, zumal sie vor Gefahren, Anstrengungen und Schwierigkeiten nicht zurückschreckten, fremde Länder zu erobern und in Besitz zu nehmen. Und nicht die Cimbern allein, sondern auch andre, ihnen benachbarte Völker verließen ihre Wohnsitze und siedelten sich in anderen Gegenden an. So machten es die Gäten, Dacier, Sueven, Teutonen oder Tuiskonen (von Aska, dem Sohne Gomers, der auch Tuiskon heißt) und die Saker; Völkerschaften, die unter etwas veränderten Namen als Sachsen, Germanen, Dänen und Gothen noch heute Nachbarn der Cimbern sind.

Uebrigens waren die Cimbern immer ein aufgewecktes, betriebsames und kriegerisches Volk. Dies wird nicht nur durch ihren Namen, sondern auch ihre kühnen und heldenhaften Taten bezeugt. Von ihnen sollen die Sigambrier abstammen, was allerdings von einigen Gelehrten bestritten wird.

Nach einer Reihe von Königen, die von altersher über die Cimbern oder Cimmerier herrschten, kam die Gewalt auf

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/019&oldid=- (Version vom 12.12.2022)