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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Edlen und Bischöfe von Dänemark und Schweden.[1] Ein weiterer Grund zu Christians langer Gefangenschaft ist vielleicht in der Besorgnis zu suchen, die man wegen der Verwandtschaft seiner Töchter hegte. Nichten Karls V. und Ferdinands I. waren beide mit dem mächtigen Hause Habsburg-Lothringen durch die Ehe verbunden. (Dorothea war seit 1532 mit Friedrich II. von der Pfalz, Christine seit 1541 in zweiter Ehe mit Franz von Lothringen vermählt.) Christian starb, wie man glaubt, aus Bestürzung über das Gerücht von dem Tode seines Vetters, der väterlich für ihn gesorgt hatte.

In den Dänemark benachbarten Herzogtümern waren weder Feindseligkeiten ausgebrochen noch zu befürchten. Dagegen wüteten in den andern Ländern Europas Kämpfe und Fehden ohne Ende. Ein blutiger Krieg war namentlich zwischen Philipp II. von Spanien und Heinrich II. von Frankreich entbrannt. Nach zwei hitzigen Treffen kam es zu einer mörderischen Schlacht bei St. Quentin in der Provinz Rheims. (Die Gelehrten halten diese Stadt für gleichbedeutend mit dem alten Samarabrina, das durch Cäsars Winterquartiere berühmt geworden ist.)

Auf beiden Seiten waren große Verluste zu beklagen, aber die Franzosen litten am meisten. Die Blüte ihres Adels blieb auf dem Schlachtfelde und die Anführer und Vornehmsten des Reiches gerieten in Gefangenschaft. Trotzdem waren die Friedensbedingungen für Frankreich nicht so ungünstig, als man nach der Niederlage hätte erwarten sollen, und durch eine Heirat — wie es bei Fürsten, die Frieden schließen, zu geschehen pflegt — wurde aller Zwist beendet. Der Friede zwischen diesen beiden mächtigen Staaten Europas fiel in den Monat März desselben Jahres, in dem Christian dieses Leben mit dem jenseitigen vertauscht hatte.

Im römischen Reiche deutscher Nation herrschte damals Ferdinand I. von Oesterreich. Durch die Wahl der sieben Kurfürsten war er im Jahre 1558 seinem Bruder Karl V. auf

  1. Wir sind gewohnt, diese Tat Christians II. als Stockholmer Blutbad zu bezeichnen. Es fand statt am 8. November 1520.
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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/013&oldid=- (Version vom 4.11.2022)