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     Im Vorplatz des Hauses erfolgte hierauf die Benedicton: „Friede sei mit diesem Hause“ waren die ersten Worte, „Amen, Friede sei mit ihm,“ soll fort und fort darin erschallen, Friede und Freude bei allem Elend, weil Er dabei ist, der so gerne unter den Elenden waltet. Die Lection Luc. 10, 5. 6. sprach von den Kindern des Friedens, um derenwillen der Friede im Hause bleibt; auch bei gehemmter Seele kann der Mensch ein Kind des Friedens sein, und wer kann wissen, ob nicht am Ende leichter und sicherer? Weiter lasen wir vom Einzug des HErrn in den Tempel und noch einmal von dem Heile, das dem Hause Zachäi durch den Eingang JEsu widerfuhr.
     „Ich will dir Freudenopfer bringen so lange sich mein Herz bewegt“ lobte darauf weiter der Gesang der Feiernden. – Nach den Benedictionscollecten erfolgte von dem Benedicierenden eine kurze Ansprache an die Versammlung, das Thema gab die Inschrift über der Pforte des Hauses: Den Blöden ist Er hold. Fragt man nach dem biblischen Beleg des Satzes, so gehört hieher alles, was von der Beziehung des HErrn zu den Kindern geschrieben steht, denn die Blöden sind und bleiben Kinder ihr Leben lang. Die Kirche dachte lange nicht daran, sich nach den Verheißungen, welche die Pflege der Kinder hat, auch durch Fürsorge für die Blöden auszustrecken, aber in neuerer Zeit sind Augen und Herz für diese Elenden von GOtt geöffnet worden, und darum wollen wir nur recht, recht hold den Blöden sein, da Er ihnen so hold ist. – Mit Gebet um Gedeihen des Wirkens derer, die hier zu wirken haben, Vaterunser und Segen schloß die Handlung ab, an welche sich sodann zur Feier des Tages einige Reden in einem der Säle des Hauses anschloßen. Die des Arztes der Anstalt, Herrn Dr. Riedel, handelte zuerst vom Entwickelungsgang der Irrenbehandlung im allgemeinen, deren traurige Gestalt in der Vergangenheit und der erfreulichen Wendung zum Humanismus seit Pinel; sodann vom Wesen des Idiotismus, dessen Behandlung und Pflege. Der zweite Vortrag, von Hrn. Conrector Lotze, besprach die Blödenschule, die mögliche Leistung derselben, und die Ansprüche, welche an solche zu machen seien. Als Trost, der „wie ein Licht von oben her die gesammte Arbeit erleuchtet,“ wird an die Lehre der Kirche von Kinderglauben und von der Objectivität der Gnadenmittel erinnert, welche Lehre von den Erfahrungen in der Blödenschule in einer unverkennbaren und lieblichen Weise bestätigt werde. Paßende Gesänge wechselten ab, und auf diesen Theil der Feier folgte sodann die Einführung der eigentlichen
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Wilhelm Löhe: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Verlag von Gottfried Löhe, Nürnberg 1870, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Diaconissenhauses_Neuendettelsau_(1870)_106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)