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Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag

40
Die kleine Wolke steiget auf –

Erst duftig in dem Sonnenlichte,
Drauf sich entfaltend Schicht’ auf Schichte.
Sie traben an von Glut ermattet,
Da fühlen sie sich jäh beschattet.

45
Die Sonn’ ist hin, die Wolke grau

Lauft über in des Himmels Blau. –
„Was ist’s? noch schreckt uns nie ein Regen!
Dort winkt uns die Kapell’ entgegen!“
Sie springen rüstig an zum Ziele;

50
Herab vom Roß, hin geht’s zur Diele,

Sie treten zu den Hallen ein,
Die Jungfrau sehn sie in der feuchten
Gesteine Glanz entgegenleuchten:
Ausstrecken sie die freche Hand,

55
Da zückt es durch die Deckenwand,

Ein einz’ger Blitzstrahl fährt hernieder;
Die gold’nen Wände leuchten wieder,
Die ganze Wolke rauscht herein,
Ein Regenguß durch Wand und Stein;

60
Es schwemmt der wilden Räuber Leichen,

Begleitet von des Donners Streichen
Fort aus dem Heiligthum mit Macht,
Da leuchtet neu der Sonne Pracht,
Da lacht das Feld verklärt, erneuet,

65
Die ganze Schöpfung steht erfreuet,

Es wölbt ein seliges Himmelsblau,
Sich über dem geschirmten Bau.

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Schloß Lauterburg.
(Romanze.)

„Laß ihn pochen, laß ihn pochen!
Liebchen, wer auch draußen ist.
Sollst mir ja mein Leibmahl kochen,
Weil du noch alleine bist!“

5
Herd und Küche steh’n in Flammen,
Empfohlene Zitierweise:
Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag. Selbstverlag des Verfassers, Gmünd 1867, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_der_ehemaligen_Reichsstadt_Gmuend.djvu/448&oldid=- (Version vom 1.8.2018)