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Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag

Kappe oder seinen Hut ab, was auch der Herr that. Es war Ehrfurcht, Liebe und Rechtschaffenheit. – Kamen die Bürger bei einer Mahlzeit zusammen und hatte man sich den Gruß gegeben und nach dem Gebete gesetzt, so nahm jeder seine Sammtkappe aus dem Sack und setzte solche auf, nachdem er zuvor „mit Erlaubniß“ gesprochen hatte.

Die zwei Konsulenten trugen rothe Mäntel; die ledigen Gesellen blaue Mäntel und die Bürger schwarze mit Sammtkragen. Die Handwerksleute giengen an Werktagen mit ihren Schürzen aus und trugen sie auch zu Haus; die Schneider und Schumacher in grünen Schürzen; die Goldschmiede in schwarzen, die Bäcker und Weißgerber in weißen, die Rothgerber in gelben Schürzen. Auch wenn sie in die Kirche giengen, behielten sie ihre Schürze an, wenn sie gleichwohl mit Mänteln bekleidet waren.

Die Nachbarn besuchten einander täglich in den Feierstunden und berathschlagten sich gegenseitig. Man theilte Freud und Leid.

Die bürgerliche Tracht der Weiber bestand in mehreren langen Röcken, einer Schürze, einer ziemlich steifen Schnürbrust, einem Wams mit kurzen Ärmeln und Manschetten, einer hellbraunen Brand- oder kleinen niedlichen Drathhaube. Hierzu wurden nun bei Festkleidern, zumal der Wohlhabenden, meistens gute seidene Stoffe, Gold- und Silberborten und schöne Spitzen verwendet; wie denn überhaupt der Putz mit Gold- und Silbergeschmeide, Ohrenringen, Halsbändern, Ketten, Schnallen und dergleichen als Hauptartikel des inländischen Handels auch an den Bewohnern dieser Stadt von jeher nicht Ungewöhnliches war.


Aberglauben.

1) Am Mittwoch soll man keine Mägde und Knechte dingen, auch weder ein- noch ausziehen.

2) Wenn 13 Personen bei einer Mahlzeit an einem Tische sitzen, so muß bald eine davon sterben.

Empfohlene Zitierweise:
Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag. Selbstverlag des Verfassers, Gmünd 1867, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_der_ehemaligen_Reichsstadt_Gmuend.djvu/442&oldid=- (Version vom 1.8.2018)