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Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag

Begleiter hatten Sträuße mit Citronen, jeder gab ein Geschenk. Die Hochzeiterin hatte einen Kranz auf ihrem Kopfe und in ihren Zöpfen waren rothe und gelbe Bänder geflochten. Hatte einer der Herren oder Kaufleute Hochzeit, so wurde im Chor copulirt, mittlere Paare unter der Staffel beim Kreuzaltar und geringere im Weg neben der Kanzel.


Taufen.

Die Taufe wurde oft von 12–30 Paar Weibern begleitet aus der Nachbarschaft und Freundschaft. Bei jeder Taufe wurde auf dem Thurme geblasen, bei Freudenkinder war dies nicht statthaft.

Wenn die Kindbetterin das erstemal ausgieng, so nahm sie ihre Mutter, Schwester oder eine Bekannte mit sich und trug ihr Kind in die Pfarrkirche. Am Brodhäusle bei der mittleren Kirchenthüre blieben sie stehen und warteten auf den Priester. Am Xaveri-Altar wurde sie ausgesegnet. Dann giengen sie mit dem Kinde zu „Mariakindbett“ und nach vollendetem Gebet opferten sie etwas und hefteten ihr Wachskreuzlein an den Kasten hin. Von hier aus gieng’s zu „Maria Hilf“, allwo wieder ein Gebet verrichtet und geopfert wurde.

Ehe nemlich eine Frau niederkam, ließ sie einen Wachsstock weihen, davon machte sie 9 Kreuzlein in der Größe eines kleinen Fingers; drei davon heftete sie an ihre Stubenthüre, drei an ihre Bettlade und drei an die Wiege.


Das Bettelkreuz

gieng ehedessen in der ganzen Stadt herum. Nebenher führte man einen Karren, worin man die erhaltenen Laiblein Brod warf.


St. Ursula-Jahrmarkt.

An diesen Tagen (Montag und Dienstag) mußten alle jungen Bürger, welche noch nicht ein Jahr verheiratet waren,

Empfohlene Zitierweise:
Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag. Selbstverlag des Verfassers, Gmünd 1867, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_der_ehemaligen_Reichsstadt_Gmuend.djvu/439&oldid=- (Version vom 1.8.2018)