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Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag

Am Sct. Leonhardstag gieng man nach Sct. Leonhard mit Procession, allwo Predigt und Hochamt gehalten wurde.

Bei allen Processionen war es üblich, daß alle Lebküchner, Zuckerbäcker, Obsthändler etc. feil hatten bei der Pfarrkirche, Sct. Leonhard, Gotteszell, Sct. Joseph, Sct. Georgi etc. Da durfte sich jedes Kind etwas kaufen, denn „die Alten“, sagt der Chronist, „sorgten sowohl für das Ewige als Zeitliche. Sie machten den Kindern Muth und Freude und zugleich zu guten Christen.“

Am Josephstag war in der Kapelle zu Sct. Joseph Predigt und Amt außerhalb der Kirche. Den Tag über war der Zulauf der Leute sehr groß. So wurden noch das Georgi-, Sebaldi-, Margaretha- und Veitsfest in den betreffenden Kapellen gehalten.

Am Himmelfahrtsfest wurde in der Pfarrkirche die Himmelfahrt Christi versinnbildet. Bei der obern Öffnung wurden drei Engel und der hl. Geist an Schnüren herabgelassen, welche immer tanzten. Christus wurde um 12 Uhr in den Himmel hinaufgezogen; er war mit bekränzten Kerzen ganz voll gehängt. Bei einem Gewitter zündete man derlei Kerzen an und warf etwas von ihnen in das Feuer.

Am Pfingstmontaggieng man in Procession wieder nach Wetzgau, viele zu Pferde; am Dienstag gieng’s auf den Rechberg.

An Maria Geburt und die ganze Octav hindurch wallfahrtete man auf den Beißwang. Dies waren für die Wirthe in Hussenhofen die besten Zeiten, weil da die Gmünder dort massenweise einkehrten und „Straubele“ aßen.

Das Fronleichnamsfest, Engelistag geheißen, wurde ehedem hier außerordentlich feierlich gehalten. Die Procession begann schon um 5 Uhr. Da wurden alle Heiligthümer, Fahnen und alles Silber mitgenommen. Vor jedem Hause, an dem die Procession vorbeigieng, sah man einen Altar. Auf beiden Seiten der Straßen waren Maien, der Boden aber mit Blumen bestreut.

Die Geistlichen hatten Blumenkränze auf ihren Häuptern,

Empfohlene Zitierweise:
Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag. Selbstverlag des Verfassers, Gmünd 1867, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_der_ehemaligen_Reichsstadt_Gmuend.djvu/429&oldid=- (Version vom 1.8.2018)