Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag | |
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an einer Stange setzten, in der Stadt und auf dem Land herum. Über ihre Kleider trugen sie ein weißes Hemd. Sie sangen vor jedem Hause, wofür ihnen ein Almosen gereicht wurde. Ihr Gesang handelte von dem Kinde Jesus in der Krippe und schloß mit der Hochzeit zu Kana. Einige Strophen lauteten also:
Ein Kindlein geboren war, |
In den ersten Tagen nach dem Neujahr kamen die sog. Siechen. Es waren arme Leute aus Wiesensteig, welche schwarze Mäntel trugen – Mann wie Weib – und mit einem weißen Zwerchsack zum Einsammeln des Almosens versehen waren. Diese sangen in der ganzen Stadt herum:
„Wir wünschen den Herrn ein glückseligs neues Jahr, „ein glückseligs neues Jahr“, und wiederholten letzteres immer. Sie kamen unter dem Jahr noch öfters. Da waren sie aber nur mit hölzernen „Klepper“ versehen, mit denen sie „klepperten“. Im Jahr 1806 wurde diese Sitte abgeschafft und sie hatten ihr Almosen, wie andere Bettler, zu heischen.
Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag. Selbstverlag des Verfassers, Gmünd 1867, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_der_ehemaligen_Reichsstadt_Gmuend.djvu/422&oldid=- (Version vom 1.8.2018)