Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag | |
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Im April 1803 wurde dieses Spiel das letztemal öffentlich und feierlich aufgeführt.
Das vollständige Textbuch scheint nur in einem einzigen Exemplar vorhanden zu sein, das Herr Pfarrer Holzwarth in Tannenheim dadurch der Vergessenheit entriß, daß er es in seine katholische Trösteinsamkeit, 7. Bändchen, Mainz, Verlag von Franz Kirchheim, 1856, Seite 117–275, vollständig aufnahm, nach welchem wir hier in der Hauptsache referiren.
Das Textbuch blieb eben in der Familie, welche die Leitung des Passionsspiels übernommen hatte. Die Mitspielenden erhielten ihre betreffenden Rollen, welche sie nach der Karwoche wieder zurückzugeben hatten. Schwerlich wird eine Familie in der ganzen Stadt zu finden sein, von welcher nicht das eine oder andere ihrer Glieder zu den Mitspielenden gezählt hätte. Auf diese Weise wurde das ganze Spiel Gemeingut der ganzen Einwohnerschaft. Es dachte deßhalb niemand daran, vom ganzen Passionsschauspiele mehrere Abschriften zu nehmen. Die Chronik rühmt einen Meßner an der Sct. Johanniskirche, Gfrereis, der sich bei der Aufführung genannten Spieles besonders verdient gemacht habe. Wahrscheinlich bekleidete er die Stelle eines Direktors.
Daß dieses Spiel ein großes Alterthum aufzuweisen hat, darf als sicher angenommen werden; denn Gmünd wird in dieser Beziehung keine Ausnahme von andern schwäbischen Städten gemacht haben. Als Volksschauspiele konnten sie
Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag. Selbstverlag des Verfassers, Gmünd 1867, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_der_ehemaligen_Reichsstadt_Gmuend.djvu/405&oldid=- (Version vom 1.8.2018)