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kam, so daß Dithmarschen, ohne es zu wollen, sehr zur Erhöhung des Stammes beitrug, der es nachher unterdrückte. Herzog Gerhard hatte eine schwangere Gemahlin und zwei Kinder hinterlassen; allerdings war auch noch ein mündiger Graf übrig. Heinrich, Bischof von Osnabrück, und der scheint dem weltlichen Wesen gar nicht gram gewesen zu sein: er legt mit Erlaubniß des Papstes seine Würde nieder und begiebt sich zur Herzogin Elisabeth, um ihr Beistand zu leisten in der Vormundschaft. Sie schließen einen zehnjährigen Frieden mit den Dithmarschen, wobei diese die Bedingung machten, daß die Marienburg, die sich noch immer hielt, in ihre Hände geliefert werden sollte; und dazu benutzten sie mehrere vornehme Gefangene, denn diese wurden nur durch die Räumung der Marienburg frei. Sehr weislich aber handelten die Dithmarschen darin, daß sie diese Burg schleiften; denn ein Festungswerk an der Stelle mußte nothwendig nur zu ihrer Unterdrückung dienen, und Meldorf mußten sie als offenen Ort nun einmal so liegen lassen.

Kaum war die Kunde von dem, was hier geschehen, nach Dänemark zum König Erich gekommen, so regt sich ein großes Verlangen, sich mit diesem kriegerischen Stamme, der so siegreich gewesen war, zu verbinden, und ein solcher Bund kömmt auch wirklich 1409 zu Stande. Kaum ist jener zehnjährige Waffenstillstand 1414 abgelaufen, als schon mancherlei Unfriede wieder zwischen Holstein und Dithmarschen entsteht. Veranlassung war dazu ein Otto Schinkel, Commandant der Tielenburg, der, in Holstein plündernd, die Beute den Dithmarschern verkaufte. Ferner halten sich die Dithmarschen gekränkt durch ihre Nachbarn, die Friesen, und beachten dabei wenig, daß diese eigentlich Unterthanen des holsteinischen Grafenhauses sind. Sie klagten, daß die Eiderstedter mehrere ihrer Landsleute umgebracht hätten; diese dagegen behaupten, jene hätten bei ihnen gestohlen und darum hätten sie sie aufgehängt. Jährlich machen die Dithmarschen Einfälle in ihr Land, bis 1417 die Geistlichkeit zwischen die Friesen und die nach Garding vorgedrungenen Dithmarschen trat und sie durch Bitten

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/97&oldid=- (Version vom 14.6.2018)