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geschehen im Jahre 1148, als im selben Jahre Adalbert starb, und nun, was ohne Zweifel längst verabredet war, der Dompropst ihm folgte.

Der neue Erzbischof Hartwig erhielt sich, wie es scheint, die ersten zehn Jahre hindurch im Ganzen in sehr unruhigen Verhältnissen; aber so ungefähr um das Jahr 1158 zerfiel er mit dem Herzog Heinrich dem Löwen[1], und jetzt begab sich das, was von Vielen als gleich geschehen angenommen wird: jetzt trachtet Heinrich darnach, wie er die Grafschaft Stade, und zwar beide Elbufer, sich zueignen könnte. Der übermächtige Herzog überzieht das Land mit sehr überlegener Macht, und setzt sich auf gewaltsame Weise in Besitz der Grafschaft Stade und so auch Dithmarschens, und was namentlich letzteres betrifft, so wird uns berichtet, daß ein Vasall des Herzogs als Graf von Dithmarschen nun eingesetzt wird, welcher Reinhold hieß und als Graf von Ertelenburg genannt wird. Diese gewaltthätige Besitznahme gab nach unserem Erachten Dithmarschen den ersten wirklichen eigenen Grafen. Reinhold nun führt die Verwaltung des Landes eine Anzahl Jahre hindurch, und zwar bis zum Jahre 1164, wo er fällt in einem unglücklichen Treffen gegen die Wenden bei Demmin, in einem der vielen Wendenkriege, die sein Lehnsherr Heinrich geführt hat. Zu derselben Zeit, wohl in demselben unglücklichen Treffen, fällt auch ein anderer Vasall des Herzogs, der verdienstvolle Graf Adolf II. von Holstein.

Erst nach Reinholds Tode scheint, wenn wir dem Hans Detlefs folgen, Heinrich der Löwe eine feste Burg in Dithmarschen erbaut zu haben, denn die Böklenburg war ja zerstört. Er baute die Stellerburg mehr im Norden des Gaues oder der Grafschaft[2], wie man jetzt wohl richtiger das Land

  1. Manches abweichende bei Dehio, Hartwig von Stade.
  2. Was aus ihrer Lage zu folgen scheint, nämlich das Dasein der nördlichen Marsch von Dithmarschen, s. bei Kolster, Burgen, Döffte und Hammen. Die Verdienste Hartwigs um den Deichbau entwickelt des weiteren Dehio, Hartwig von Stade, S. 100 ff. Excurs IV: Der Boden Dithmarschens.
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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/72&oldid=- (Version vom 14.6.2018)