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können; wir müssen aber auch so beharren, damit wir nicht die Allgemeinheit sächsischer Geschichte mit unserer besonderen vermischen. Es ist bekannt, daß vieles unser Volk Betreffendes aus dem Karolingischen Zeitalter erzählt wird, gleichwohl gehört eine Geschichte des großen Sachsenkrieges nicht in unsern Kreis. Freilich ist geschichtlich anzunehmen, daß die Dithmarschen in jenem Sachsenkriege mit den andern Ostfalen unter ihrem Anführer Hassio gefochten haben, auch daß sie schon 775 mit ihrem Heerführer und den andern Ostfalen Karl dem Großen huldigten. Allein jener Krieg brach wieder aus, und im Fortgange desselben sehen wir, daß jene zwei großen Heerführer der Sachsen, Wittekind und Albio, nachdem sie in ihrem Lande geschlagen waren, sich zurückwerfen über die Elbe, in das Land der Nordelbinger. Dieses geschah zehn Jahre nach jener ersten Unterwerfung, also 785. Karl sendet hierauf Gesandte hinüber, die friedlich mit jenen zwei großen Herzögen unterhandeln sollen; diese geben den friedlichen Vorschlägen Gehör, kehren zurück in den westlichen Theil ihres Vaterlandes und noch im selbigen Jahre empfangen beide Herzöge die Taufe. Aber damit war der Krieg in Nordelbingen noch nicht beendigt, er bricht vielmehr wieder aus, und da vernehmen wir, daß die Nordelbinger verstärkt werden durch den Beistand ihrer Nachbarn, der Dänen. Hingegen sehen wir auch, daß die andern Nachbarn, die Wenden und Obotriten, es mit dem Angreifer, dem siegreichen Karl, halten. Der Kampf beginnt, der Widerstand ist heftig und erst 804 erfolgt die völlige Unterwerfung der Nordelbinger, und mit ihnen denn auch der Dithmarschen. Aber sie unterwerfen sich nicht allein Karl, sondern auch einer früher gehaßten Religion. Somit verschwand unter den Dithmarschen die alte Religion mit der Verehrung des Wodan, der bei den Dänen Odin hieß. Denn man muß jede Unterscheidung und Trennung dieser Götternamen für falsch halten, die man hier versucht hat. Ebenso darf man den Odin oder Wodan für keinen eingewanderten Gott halten; dieß ist eine Ansicht, die erst entstand, als Odin oder Wodan vertrieben war. Er hat sich gewiß zuerst den Skandinaviern und Sachsen

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/42&oldid=- (Version vom 14.6.2018)