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lieber auf Bücher berufen, die gedruckt, oder wenigstens den Gelehrten nicht unbekannt wären. Diesem wäre ja leicht abzuhelfen gewesen, wenn er einige Auszüge aus seinen Quellen gemacht, und solche der Beurtheilung der Mit- und Nachwelt übergeben hätte. Auch ist allerdings merkwürdig, daß sein unmittelbarer Nachfolger Bolten auch nicht ein Excerpt, was dieser aus jenen Chroniken hätte, hat auffinden können. – Beide Handschriften von Carstens sind jetzt ein Eigenthum des Herrn Advocaten Böckmann in Meldorf, der die Güte gehabt hat, sie mir zur Vergleichung und Durchsicht zu übersenden[1].

Jenes, was das Gut Drage betrifft, abgerechnet, so läßt sich noch mehreres gegen die Authenticität der Quellen einwenden. Wenn man zuerst die wörtlichen Auszüge betrachtet, die Carstens uns mitgetheilt hat, so ist die Sprache in denselben durchaus keine altsächsische, sondern eine neuere, wie ich deutlich erkenne. Ferner enthalten sie sehr vieles über Dinge, sie die denselben sehr wahrscheinlich fremd waren, wie z. B. über heidnischen Cultus; dagegen sind sie über Dinge, deren Kunde ihnen sehr eigen sein mußte, ganz verschwiegen, wie namentlich über die Erbauungsjahre der dithmarsischen Kirchen. Es findet sich nämlich ein Blatt von Carstens’ Hand in die Chronik eingeklebt, auf welchem ein Verzeichniß der dithmarsischen Kirchen mit ihren Erbauungsjahren steht, worauf viele namentlich zu spät angegeben sind. So alte Chroniken hätten ihn vor dergleichen Hauptfehlern sichern müssen. Dann ist auch eine ausführliche Stelle aus jenen Chroniken angeführt, die aber aus dem Neocorus entlehnt zu sein scheint; mißlich ist es freilich, dieß hier zu berühren. Die Stelle betrifft nämlich die alte große Bewaldung von Dithmarschen, und enthält die einfache naive Erwähnung, daß ein Eichhörnchen von Meldorf bis an die Landesgrenze von Baum zu Baum habe springen können, ohne die Erde zu berühren; und dieß steht wörtlich im Neocorus. Seite 8 in der Voigtemann’schen Chronik will

  1. Von der Kieler Bibliothek angekauft.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/32&oldid=- (Version vom 14.6.2018)