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gebildet, von Friesen bewohnt? war es Büsum auch? Die Frage, vor 50 Jahren zwischen zwei Predigern, Outzen und Kuß, eifrig ventilirt in den Provinzialberichten, war auch damals nicht neu: vor drei Jahrhunderten bereits standen sich in derselben der Ostfriese Ubbo Emmius und der Dithmarscher Chronist Neocorus ebenso scharf entgegen. Dahlmann, der in der Anmerkung zu Neocorus I, 86. 87 noch stark nach der friesischen Seite neigte und meinte, Ja und Nein stehe sich ziemlich gleichberechtigt gegenüber, zog es später, Anhang IV zu Neocorus I, 592, doch vor, die Spuren des Friesischen aus einer späteren Einwanderung von Friesen zu erklären. Wir wollen suchen, die beiderseitigen Gründe möglichst reinlich gegeneinander aufzustellen, können aber doch nicht umhin, zu erinnern, daß Ubbo Emmius’ Ansicht uns an gewisse Schriften dänischer Gelehrter erinnert, die vor 30 bis 40 Jahren überall in den Herzogthümern Spuren des Dänenthums entdeckten, während Neocorus, geboren und angestellt in dem Theile Dithmarschens, wo man am ersten friesische Nationalität suchen könnte, durch sein Wort selber uns zeigt, daß wenigstens jede Erinnerung an eine friesische Abstammung bis auf die letzte Spur erloschen war. Das gilt natürlich nur von dem Großen und Ganzen und schließt für einzelne Geschlechter weder die friesische Abstammung noch die Tradition in der Familie aus. Fragen wir also zunächst nach der alten Ueberlieferung.

Da finden wir zunächst bei Adam von Bremen (Kirchengeschichte V, 15): „Transalbinorum Saxonum tres populi, primi Thietmarsgôï.“ Deutlicher kann man nicht sein. Ebenso bei demselben: „Invaluit Cruco et attritae sunt vires Saxonum et servierunt Cruconi Halzati, Sturmarii, Thedmarchi.“ Aber, sagt man, derselbe Adam von Bremen sagt, Helgoland liege Friesland und Dänemark gegenüber, contra Fresiam et Daniam[1], und an einer andern Stelle, die Nordsee habe zur Linken die Orcaden, zur Rechten Fresia. Ganz wohl: und

  1. Vgl. Geographus Ravennas: Helgoland in confinio Fresonum et Danorum.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/232&oldid=- (Version vom 14.6.2018)