Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/178

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Pulten zu leichte Schillinge ausprägen lassen und infolge dessen stieg der Thaler von 31 auf 37, zuletzt auf 40. Dazu kam, daß eine Zahl von Städten an der Weser, Paderborn, Höxter u. s. w. das Land mit ihren schlechten Münzen überschwemmten, bis im März 1616 ein gemeinschaftliches Edict beider Fürsten diese Wirren ordnete und 40 Schillinge als Werth des Thalers feststellte. Es war der letzte Regierungsact Johann Adolfs, der wenige Tage darauf starb und seinen ältesten Sohn Friedrich III. zum Nachfolger hatte. Bis in seine letzten Tage war der wackere Fürst für die Eindeichung thätig gewesen und der ganze Hauptdeich von Schülp bis Büsum ist das Werk seiner Förderung und seines Drängens. Nachdem er aber so den Gewinn Allen anschaulich gemacht hatte, änderte er sein Princip und machte seinerseits ein Anrecht auf den Anwachs geltend, ertheilte in dieser Beziehung wiederholte Concessionen, doch mit wenig Glück. Die Versuche mißglückten sammt und sonders und die neu aufgeführten Deiche erlagen den Winterstürmen. In demselben Jahre schied Neocorus aus seinem Amt, von seiner Gemeinde entlassen, aus welchem Grunde ist unbekannt. Bald nachher (1620) brechen auch seine Aufzeichnungen ab. Er war ein Mann, der an dem Wohl und Wehe seiner Gemeinde lebhaften Antheil nahm, ihrer Verhältnisse und des Rechtes kundig wie wenige, weshalb er bei den Unterhandlungen über Diecksand auch unter ihren Vertretern erscheint, starr in Haß und Liebe, der manche Gegner in der Gemeinde hatte und seine Vorgesetzten nicht allemal zu Freunden. Er sah Büsum mächtig aufblühen, Häuser und Straßen wie aus der Erde wachsen, sah die Kleidung sich ändern, bei den Männern das kurze Wams an die Stelle der langen Jacke treten, sah die Frauen die alte graue, selbst gewebte Kleidung verschmähen und den „leidischen“ krausen Rock. Nun mußten die Röcke von Say sein, mit Pelz verbrämt und hinten mit reichen Falten und Schleppe, das Futterhemd roth mit blauen Ermeln. Die Kagel, welche König Christian noch so viel Spaß gemacht, verschwand und machte Mützen von Grauwerk mit dicken Litzen Platz, nur um den Hals blieb das Kleid ausgeschnitten, ohne

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/178&oldid=- (Version vom 16.9.2022)