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haben, denn der Herzog ließ ihn 1599 auf dem Markt zu Lunden absetzen in öffentlicher Versammlung, zu der weit und breit alles entboten war. An seine Stelle trat Hans Rode, der eine bessere Geschäftsordnung schuf, durch Einrichtung einer besondern Gerichtssitzung zu Einzeichnungen in das Schuld- und Pfandprotocoll eine Reihe von nutzlosen Citationen und Nebenverhandlungen im Hause des Landvogts abschnitt.

Der zunehmende Wohlstand des Landes zeigt sich in der 1617 in Meldorf angelegten Apotheke; nur Heide hatte schon 1570 eine gehabt, vor allem aber in einer Reihe von kirchlichen Bauten. 1562 hatten die Fürsten zur Herstellung der Orgel in Meldorf 200 Mark gegeben. Des Bestrebens, bald nachher die Kirchenstühle wieder zu errichten, haben wir schon oben gedacht. 1592 finden wir die Erbauung einer neuen Orgel in Wörden, die allgemeine Bewunderung erregte. 1598 ward die neue Orgel in Hemme eingeweiht, nächst der Meldorfer die beste im Lande. 1591 ward in Büsum der Glockenthurm auf Rollen auf eine andere Stelle gebracht; bis zum Neubau desselben dauerte es freilich noch bis 1613. 1611 ward der Thurm in Heide gebaut, dagegen ging der zu Nordhastedt 1603 mit dem Dorfe in Flammen auf. Der wichtigste kirchliche Bau war aber, um das hier vorwegzunehmen, die Erbauung der jüngsten Kirche von Dithmarschen zu St. Michaelisdonn, 1610. Die Kirche zu Meldorf erhielt um 1603 von dem Landvogt Heldt und dem Landschreiber Wasmer eine Kanzel mit kunstreichem Schnitzwerk, von dem gleichnamigen Sohne des Landvogt M. Boie die Einhegung des Chors.

Auf Sitte und Reichthum des Landes wirft ein nicht unwesentliches Licht die Verordnung des Herzogs gegen den übermäßigen Aufwand bei Hochzeiten, Kindtaufen und Begräbnissen, welche die feierliche Einholung der Mitgift strenge verbot, die Zahl der Gäste und der Gerichte bestimmte, Dienstboten und Bettler vom Hause fortwies, die Zeit der Hochzeit auf zwei Tage beschränkte, eine Verordnung, in der wir vielleicht nicht mit Unrecht eine Arbeit eines ausgezeichneten Dithmarschers, des Dr. Nic. Junge, suchen, der damals gottorpischer

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/169&oldid=- (Version vom 14.6.2018)