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woselbst zum dritten Male öffentlich appellirt wurde. Die Achtundvierzig hausten in Heide in einem Privathause. Dahin mußte auch der Schlüter des Kirchspiels, gegen welches appellirt wurde, um dort des Kirchspiels Spruch zu vertreten. Außerdem stand es auch bei der Partei, die den Spruch des Kirchspiels für sich hatte, einen von den Geschwornen oder Achtundvierzigern mitzunehmen. Verlor der Appellant auch hier, so mußte er vier Gulden Conventgeld an das Kirchspiel bezahlen. Weiter nun als an dieß Gericht gingen gewöhnliche bürgerliche Privatsachen nicht außerhalb Dithmarschen, zumal zu der Zeit, da das Reichskammergericht noch nicht völlig organisirt war: später blieb noch immer die Hülfe, an dieses zu appelliren; doch scheint solches Verfahren den Dithmarschen nicht recht gewesen zu sein, und wir finden, daß einer deshalb aus dem Lande verdrängt wurde. – Welchen Umfang die Thätigkeit der Landesversammlung hatte, wird nirgends bestimmt angegeben. Zuvörderst finden wir, daß sie zusammenberufen wurde durch die fünf Vögte[1], welche der Erzbischof noch immer belehnte, so jedoch, daß gewisse Familien ein Gewohnheitsrecht besaßen, mit den Vogteien belehnt zu werden, und zwar lebenslänglich, wofür sie jährlich eine bestimmte Summe entrichteten. Demnach waren die höchsten Magistraturen, nämlich die Vogteien und das Amt der Achtundvierzig, lebenslänglich und gewissermaßen erblich. In den Versammlungen selbst sehen wir die Achtundvierzig vornehmlich thätig, dann die Schlüter des Landes, etwa sechzig, dann die Geschworenen, etwa drei- bis vierhundert. So bestanden diese Versammlungen aus ungefähr fünfhundert Personen, die sich zusammenfanden auf dem hohen Marktplatze von Heide, der ungefähr vierzehnhundert Quadratruthen mißt; doch konnte die Versammlung auch außerhalb Heide zusammenkommen, aber immer doch im Bereich des Kirchspiels Weddingstedt, woher sich auch das Recht des Schlüters von Weddingstedt schreibt, die Landesversammlung zu eröffnen. Aber nicht allein jene

  1. ?
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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/105&oldid=- (Version vom 19.6.2018)