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eine Bäuerin sitzen sah, die den Weg, den er kam, herabschaute.

Von Erlen gedeckt hatte er sie früher sehen können wie sie ihn; dem Ufer des Baches aber folgend, trat er kaum über das Gebüsch hinaus, das ihn bis dahin ihren Blicken entzogen hatte, als sie aufsprang und mit einem Freudenschrei ihm entgegeneilte.

Arnold, wie der junge Maler hieß, blieb überrascht stehen und sah bald, daß es ein bildhübsches, kaum siebzehnjähriges Mädchen war, das in eine ganz eigenthümliche aber äußerst nette Bauerntracht gekleidet, die Arme gegen ihn ausgestreckt, auf ihn zuflog. Arnold wußte freilich, daß sie ihn jedenfalls für einen Andern hielt und dieses freudige Begegnen nicht ihm galt – das Mädchen erkannte ihn auch kaum, als sie erschrocken stehen blieb, erst blaß und dann über und über roth wurde, und endlich schüchtern und verlegen sagte:

„Nehmt’s nicht ungütig, fremder Herr – ich – ich glaubte“ –

„Daß es Dein Schatz wäre, mein liebes Kind, nicht wahr?“ lachte der junge Bursch, „und jetzt bist Du verdrießlich, daß Dir ein anderes, fremdes und gleichgültiges Menschenbild in den Weg läuft? Sei nicht böse, daß ich’s nicht bin.“

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)