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versuchte er von hier aus noch ein paar Mal in das Dickicht einzudringen und das Dorf zu finden, aber vergebens; zum Tode erschöpft, von einem eigenthümlichen Grausen erfaßt, mied er zuletzt den tiefen, dunklen, unheimlichen Grund, und suchte einen schützenden Baum, die Nacht dort zu verbringen.

Und wie langsam zogen die Stunden an ihm vorüber, denn zitternd vor Frost war er nicht im Stande, der langen Nacht auch nur eine Secunde Schlaf abzustehlen. Immer wieder horchte er dabei in die Dunkelheit hinein, denn immer auf’s Neue glaubte er den rauhen Schlag der Glocke zu vernehmen, um immer auf’s Neue sich getäuscht zu sehen.

Endlich dämmerte der erste lichte Schein aus fernem Osten; die Wolken hatten sich verzogen, der Himmel war wieder rein und sternenhell, und die erwachenden Vögel zwitscherten leise in den dunklen Bäumen.

Und breiter wurde der goldene Himmelsgürtel und lichter – schon konnte er deutlich um sich her die Wipfel der Bäume erkennen – aber vergebens suchte sein Blick den alten braunen Kirchthurm und die wettergrauen Dächer. Nichts als ein altes Erlengestrüpp mit einzelnen verkrüppelten Weiden dazwischen dehnte sich vor ihm aus. Kein Weg war zu erkennen, der

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)