Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/38

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

im Takte auf zu spielen; die lustig durcheinander wogende Schaar stand, wie an ihre Plätze gebannt, still und regungslos, und Alles zählte schweigend die einzelnen langsamen Schläge. Sobald aber der letzte verhallt war, ging das Leben und Jauchzen von Neuem los. So war es um acht, so um neun, so um zehn Uhr, und wenn Arnold nach der Ursache so sonderbaren Betragens fragen wollte, legte Gertrud ihren Finger an die Lippen, und sah dabei so ernst und traurig aus, daß er sie nicht um die Welt hätte mehr betrüben mögen.

Um zehn Uhr wurde im Tanzen eine Pause gemacht, und das Musikchor, das eiserne Lungen haben mußte, schritt dem jungen Volke voran in den Eßsaal hinab. Dort ging es lustig her; der Wein floß nur so, und Arnold, der nicht gut hinter den Uebrigen zurückbleiben konnte, berechnete sich schon im Stillen, welchen Riß dieser verschwenderische Abend in seiner bescheidenen Kasse machen würde. Aber Gertrud saß neben ihm, trank mit ihm aus einem Glase, und wie hätte er da einer solchen Sorge Raum geben können! – Und wenn ihr Heinrich morgen kam?

Der erste Schlag der elften Stunde tönte, und wieder schwieg der laute Jubel der Zechenden, wieder dieses athemlose Lauschen den langsamen Schlägen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)