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die Thränen aus den Augen schüttelnd, winkte freundlich dem jungen Manne, ihr zu folgen.

Arnold war rasch an ihrer Seite.

„Jetzt dürfen wir nicht mehr trauern,“ sagte sie lächelnd, „die Kirche läutet aus und nun geht es zu Tanze. Ihr habt bis jetzt wohl geglaubt, daß die Germelshauser lauter Kopfhänger wären; heut Abend sollt Ihr das Gegentheil gewahr werden.“

„Aber dort drüben ist doch die Kirchenthüre,“ sagte Arnold, „und ich sehe niemanden heraus kommen?“

„Das ist sehr natürlich,“ lachte das Mädchen, „weil niemand hinein geht, der Pfarrer selber nicht einmal. Nur der alte Sacristan gönnt sich keine Ruhe und läutet die Kirche aus und ein.“

„Und keins von Euch geht in die Kirche?“

„Nein – weder zur Messe – noch Beichte,“ sagte das Mädchen ruhig; „wir liegen in einem Streite mit dem Papste, der bei den Welschen wohnt, und der will es nicht leiden, bis wir ihm wieder gehorchen.“

„Aber davon hab’ ich im Leben nichts gehört.“

„Ja, ist auch schon lange her,“ sagte das Mädchen leicht hin, – „seht Ihr, da kommt der Sacristan ganz allein aus der Kirche und schließt die Thür zu;

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)