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sang. Der Schulze selber aber war wie ausgewechselt. So ernst und schweigsam er vorher gewesen, so lustig und aufgeräumt wurde er jetzt, und Arnold selber konnte sich dem Einflusse dieses kostbaren Weines nicht entziehen. Ohne daß er eigentlich genau wußte wie es gekommen, hatte der Schulze eine Violine in die Hand genommen und spielte einen lustigen Tanz, und Arnold, die schöne Gertrud im Arm, wirbelte mit ihr in der Stube so toll herum, daß er das Spinnrad umwarf und die Stühle, und gegen die Magd anrannte, die das Geschirr hinaustragen wollte, und allerhand lustige Streiche trieb, daß sich die Uebrigen darüber vor Lachen ausschütten wollten.

Plötzlich ward Alles still in der Stube, und als sich Arnold erstaunt nach dem Schulzen umschaute, deutete dieser mit seinem Violinbogen nach dem Fenster und legte dann das Instrument wieder in den großen Holzkasten zurück, aus dem er es vorher genommen. Arnold aber sah, wie draußen auf der Straße ein Sarg vorbeigetragen wurde.

Sechs Männer, in weiße Hemden gekleidet, hatten ihn auf den Schultern, und hinter her ging ganz allein ein alter Mann mit einem kleinen blondhaarigen Mädchen an der Hand. Der Alte schritt wie in

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)