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lautlose Stille überall, und Arnold, dem das Schweigen endlich peinlich wurde, sagte zu seiner Begleiterin:

„Haltet Ihr denn in Eurem Dorfe den Sonntag so streng, daß die Leute, wenn sie einander begegnen, nicht einmal einen Gruß haben? Hörte man nicht hie und da einen Hund bellen oder einen Hahn krähen, so könnte man den ganzen Ort für stumm und todt halten.“

„Es ist Mittagszeit,“ sagte Gertrud ruhig, „und da sind die Leute nicht zum Reden aufgelegt; heint Abend werdet Ihr sie desto lauter finden.“

„Gott sei Dank,“ rief Arnold, „da sind wenigstens Kinder, die auf der Straße spielen – mir fing es hier schon an ganz unheimlich zu werden; da feiern sie in Bischofsroda den Sonntag auf andere Art.“

„Dort ist auch meines Vaters Haus,“ sagte Gertrud leise.

„Dem aber“ lachte Arnold, „darf ich nicht so unversehens Mittags in die Schüssel fallen. Ich könnte ihm ungelegen kommen und habe beim Essen gern freundliche Gesichter um mich her. Zeig’ mir deshalb lieber das Wirthshaus, mein Kind, oder laß mich es selber finden, denn Germelshausen wird von andern Dörfern keine Ausnahme machen. Dicht

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)