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sie sich nur wenig von der anderer georgischer Städte und grössere aus der Vorzeit erhaltene Gebäude fehlen fast gänzlich. Die Kirchen, welche aus einer entlegeneren Epoche stammen, sind wenig bemerkenswert und die prächtige Kathedrale, die einst die grösste Zierde von Kutais war, liegt längst in Trümmern. Gleichfalls in Schutt zerfallen sind der grosse Palast der Königin Tamara, Tamarziche und die Burg der imeretinischen Könige, Uchimerion. Schöne Weissbuchen beschatten die Ruinenreste und ihr Schatten sowie die prächtige Aussicht locken noch manchmal die Kutaiser an diese öde und verlassene Stelle, an der einst ein reges Ritterleben pulsierte. Am Fusse des Berges, auf welchem ehemals die Zinnen der prächtigen Königsresidenz in der Sonne glänzten, rauschen wie früher die Wellen des Rion und in der Ferne lacht dieselbe unveränderlich herrliche Gebirgslandschaft. Eben so still und öde ist es in Tamarziche, wo in längst vergangenen Zeiten der Palast der Königin Tamara stand. Dichte Epheuranken umschlingen die letzten Mauerüberreste, als ob sie sie vor gänzlichem Schwinden schützen wollten wie die Lieder, die dieser Königin nachklingen, noch für lange Zeit die Erinnerung an sie bewahren werden.

Nur ein grosses Denkmal der Vergangenheit hat sich in der Umgegend von Kutais erhalten und besteht noch bis heute unversehrt. Es ist das die Kathedrale in Gelat, welche vom Könige David, dem Erneuerer und dem Katholikos Eudemon im elften Jahrhunderte erbaut wurde. In ihrem Äusseren ist vor Allem die kolossale Grösse der Bausteine Staunen erregend, denn manche von diesen Riesenquadern haben über eine Klafter im Durchmesser.

Ihr Inneres ist geradezu prachtvoll und die zahlreichen mit Gold und Edelsteinen verzierten Heiligenbilder sind ein glänzender Beweis für den einstigen Reichtum Georgiens. Der Ikonostas oder die Altarwand blendet fast die

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Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/91&oldid=- (Version vom 1.8.2018)