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durch ein Erdbeben zerstört, aber König Georg VI. baute sie von neuem auf. Bald darauf fiel sie der Wut der Mongolen zum Opfer, erstand jedoch wiederum aus ihren Trümmern durch die Fürsorge des Königs Alexander. Schach Abbas, dessen Horden wie die Vandalen in Georgien wirtschafteten, verschonten die Mzcheter Domkirche aus besonderen Rücksichten, wogegen sie in späteren Zeiten die Lesgier bei ihren häufigen Einfällen in Georgien mehrere Male zerstörten, so dass sie noch zwei mal restauriert werden musste.

Ihr kolossaler Bau hat wirklich etwas Imposantes an sich und auch ihre Architektur ist nicht minder grossartig, obwohl die strenge Einfachheit des georgischen Stils im Allgemeinen wenig packend ist. Der Gesamtbau dieser Kirche ist mehr als dreissig Klaftern lang und in drei Schiffe geteilt, deren Gewölbe auf mächtigen Pfeilern ruhen. Die an den Wänden noch erhaltenen Fresken sind teils sehr alt, teils stammen sie aus neueren Zeiten und stellen ausser biblischen Szenen auch Episoden aus der Urgeschichte des Christentums in Georgien dar. Verschiedenen Epochen gehören auch die die Wände und Pfeiler zierenden Gemälde an, denn manche von ihnen sind das Werk griechischer Maler, andere wurden von den Genuesen ausgeführt, mit denen die Georgier einen ziemlich lebhaften Handelsverkehr unterhielten. Früher befanden sich noch an den Wänden die Freskobilder mehrerer georgischer Könige, doch da die Farben schon ziemlich gewichen waren, wurden sie vor einigen Jahrzehnten übertüncht. Nicht minder vom Zahne der Zeit verwischt sind die Grabinschriften. Die Mzcheter Domkirche war nämlich in früheren Zeiten die Begräbnisstätte der georgischen Könige und Patriarchen, doch während der häufigen Verwüstungen wurden auch die Grüfte zerstört und heute ist ausser mehreren halb verwischten Steinplatten nichts mehr von ihnen übrig. Der vorletzte König Georgiens Heraklius II., welcher

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Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)