Seite:Georgien. Natur, Sitten und Bewohner.pdf/5

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ist seit dem Auszuge der Tscherkessen fast unbewohnt und nur hie und da lassen angebaute Felder die Nähe von Menschen vermuten. Ganze Dörfer liegen verlassen da, auf hohen Bergen ragen vereinsamte Burgen schweigsam in den herrlichen Sommerglanz der Natur hinaus und weit ringsumher herrscht Totenstille, die zwar nicht reizlos ist, aber immerhin einen höchst traurigen Eindruck macht.

Batum, welches erst seit dem letzten Berliner Traktate zu Russland gehört, ist ein asiatisches Nest, das zwar schon einigen europäischen Schmuck angelegt hat, dessen Gesamtbild aber immer noch den Stempel türkischer Verwahrlosung an sich trägt. Die geringe Zivilisation, die hier seit den paar Jahren Wurzel geschlagen, scheint übrigens nicht schlecht fortzukommen, denn Batum hat heute schon seine erträglich bequemen Hotels, einige Läden und einen hölzernen Bahnhof. Auch besitzt es einen vorzüglichen Hafen, den jedoch weder Russen noch Türken gebaut haben, denn er ist nichts weiter als eine von Bergen geschützte Bucht und seine Baumeisterin ist die Mutter Natur, die überhaupt für Batum sehr gnädig ist und es Jahr aus, Jahr ein mit ewigem Frühlinge versorgt. Das Klima ist hier ein sehr mildes und wäre eines der gesündesten der Erde, wenn sich die Fieberluft aus diesen herrlichen Thälern verdrängen liesse.

Der üppige Pflanzenwuchs und die zahlreichen Sümpfe, die noch lange nicht ausgetrocknet sind, sichern aber dem Fieber noch für lange das Dasein in Batums paradiesischer Umgegend und bis dahin wird wohl von einem wirklichen Aufschwunge dieser Stadt keine Rede sein. Übrigens benimmt sich das Batumer Sumpffieber nicht gegen Alle auf gleiche Weise. Manche leiden Jahre lang daran wie am Rheumatismus, andere fallen ihm in kurzer Zeit zum Opfer, während nicht wenige gar keine Bekanntschaft mit ihm haben und es geradezu verspotten. Es geschieht mit ihm

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)