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2. Nebenbetriebe der Landwirtschaft

 Der Obstbau wurde ehedem wenig gepflegt. Man liest zwar in den alten Akten öfters von Obstbäumen in den Gärten und auf den Feldern, und der Pfarrer von Sachsen hatte sogar Anspruch auf den Obstzehnten im Dorfe; aber ständig ist die Klage, daß der Obstzehnte nichts trage. Die Bäume waren offenbar recht verwildert und gaben nur wenig und dazu schlechte Frucht. Eine richtige Baum- und Gartenpflege brachte erst die neue Zeit hervor.

 Verwunderlich mag es erscheinen, daß einst auch Weinbau getrieben wurde. Und doch war es so. Der Berghang bei Sachsen in der Richtung gegen Rutzendorf heißt nicht umsonst der „Weinberg“; es wurde vielmehr dort wirklich eine Zeitlang Wein gebaut. Ähnlich steht es mit dem Hang westlich von Herpersdorf und ebenso einem Flurbezirk bei Immeldorf, die beide auf einer Karte von 1592 als Weinberge bezeichnet werden. Zu erinnern ist auch an den Weinberg bei Ansbach und vor allem an den nördlich von Lichtenau am Berghang gelegenen Weinberg. Von letzterem ist uns Näheres bekannt. Er war durch einen Graben von der übrigen Flur abgegrenzt und durch einen Zaun geschützt. Im Jahre 1553 wurde ein eigener Weingärtner, namens Eucharius Hofmann von Oberntief (bei Windsheim), zur Pflege des Weinbergs bestellt gegen eine Entschädigung von 20 fl. nebst dem nötigen Brennholz. Aus der geringen Besoldung ist zu schließen, daß er nicht dauernd, sondern nur zeitweise in Lichtenau weilte, um da die nötigen Arbeiten im Weinberg zu vollziehen. Als 1558 an der Festung in Lichtenau die nördliche Eckbastei errichtet wurde, legte man in den Grundstein auch ein „Glas“ (wohl eine Flasche) von dem Rotwein, der in dem Weinberg gewachsen war, dazu einen Kupferpfennig der Stadt Nürnberg. Um 1600 wird berichtet, daß in dem Weinberg auch ein Kelterhaus mit einer Weinkelter (zum Auspressen des Traubensaftes) stand. Der Ertrag belief sich damals auf jährlich 2–3 „Fuder“ Wein (etwa 3000 Liter). Als 1721 der Festungsbau erneuert wurde, fand man das 1558 eingemauerte Glas wieder, allerdings zerbrochen und ohne Wein. In den neuen Eckstein setzte man ein Glas spanischen Weins, ein Zeichen, daß damals kein einheimischer Weinbau mehr getrieben wurde. Der Dreißigjährige Krieg hatte ihm jedenfalls ein Ende bereitet. Der bei uns gebaute Wein war sicher in der Regel recht sauer, so daß man nicht ungern auf die Fortführung des Weinbaues verzichtete. Die Anlage der vielen Weinberge in der Gegend erklärt sich überhaupt nur daraus, daß man in alter Zeit viel mehr Wein trank als in der Gegenwart, und zwar nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Lande.