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fortan alljährlich dieses Fest des Dankes für die von Gott geschenkte Ernte. Der Tag hierzu wurde freilich in den verschiedenen Ländern wieder ganz verschieden festgesetzt. Die Nürnberger hielten sich nach einigem Schwanken an den 15. Sonntag nach Trinitatis, die Ansbacher an den Sonntag nach Michaelis. Letzterer wurde später als der geeignetste Tag allgemein festgehalten und gilt noch heute.


c) Kirchliche Handlungen

 Schon in der markgräflichen Kapitelsordnung von 1565 wurde ein siebenwöchiger Unterricht für „Katechumenen“ vorgeschrieben, d. h. für solche, die zum erstenmal das Sakrament des heiligen Abendmahls empfangen wollten. So berichtete auch Pfarrer Kehrer, daß er seit 1651 regelmäßig einen Sonderunterricht für diejenigen Kinder erteile, die „das Alter erreichten, um zum heiligen Abendmahl zu gehen“. 1742 hören wir von einer „Sechswochen- oder Pfingst-Kinderlehre“ für alle Kinder über 13 Jahre zur Vorbereitung auf Beichte und Abendmahl, wobei täglich 2 Stunden Unterricht gegeben wurde. Aus der Erwähnung von Pfingsten entnehmen wir, daß der Unterricht zwischen Ostern und Pfingsten stattfand. Pfingsten war dann der Abendmahlstag. Aus dem Gesagten geht hervor, daß schon bald nach der Reformation ein Unterricht eingeführt wurde, der im Grunde den gleichen Zweck hatte, wie unser heutiger Konfirmanden-Unterricht. Nur daß die Stunden auf wenige Wochen zusammengedrängt waren, während heute die Unterrichtszeit auf mehrere Monate auseinandergezogen ist. Eine eigentliche Konfirmation fand damals noch nicht statt. Wir hören späterhin (1742) lediglich von einer Prüfung, mit der der Unterricht abgeschlossen wurde. Erst um das Jahr 1800 kommen Konfirmationen vor, aber auch da noch nicht überall. Die Zeit des wieder erwachenden Glaubens nach der öden Dürre des Nationalismus eignete sich die Sitte einer eigenen Konfirmationsfeier um so lieber an, als damit ein Bekenntnis und ein Treugelöbnis verbunden war, beides sehr notwendig für jene Zeit. Pfingsten war dann in der Regel der Konfirmationstag, teilweise schon der vorhergehende Sonntag Exaudi. Seit 1838 wurden die Termine rückverlegt. Der Unterricht begann schon im November, meist wöchentlich dreimal, die Konfirmation wurde auf den Sonntag nach Ostern festgesetzt. Auch der Palmsonntag konnte bereits genommen werden.

 Bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen hatten sich im Laufe der Jahre allerlei Unsitten und Unzuträglichkeiten eingeschlichen. Wenn im Jahre 1556 über die prächtigen Gewänder und anderen Luxus bei Taufen und Hochzeiten geklagt wird,