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Konfession am 25. Juni 1530 wurde gleicherweise 1630, 1730, 1830 und 1930 festlich gedacht. Im Nürnberger Gebiet geschah das sogar jedes Jahr am Sonntag nach Johannis, wodurch dort dieser Tag als Reformationsfest galt. In dem laufenden Jahrhundert hat man noch besonders gedacht: 1921 an den Reichstag zu Worms mit seinem großen Luther–Bekenntnis, 1922 an Luthers Bibelübersetzung auf der Wartburg, 1923 an die Herausgabe des ersten evangelischen Gesangbuches, 1928 an das Erscheinen des Kleinen Katechismus Luthers, 1929 an den Reichstag zu Speier mit der „Protestation“ der evangelischen Fürsten, 1933 an Luthers Geburtstag vor 450 Jahren (10. November 1483 zu Eisleben). Dazwischen beging die Pfarrei Sachsen noch ein eigenes Jubiläum, das der Einführung der Reformation in Sachsen vor 400 Jahren (um ein Jahr verspätet, erst 1929).

 Bußtage wurden einst nur von Fall zu Fall angeordnet, wenn schwere Gefahren drohten, wie der Einfall der Türken oder der Dreißigjährige Krieg. Gegen die Türkengefahr war schon 1566 im Markgrafentum ein tägliches Gebet angeordnet worden; mittags um 12 Uhr sollten überall die Glocken läuten und dadurch die Leute zu einem Gebet um Abwendung der Türkennot aufgerufen werden. Dieses heute noch bestehende Geläute, dessen Ursprung freilich längst vergessen ist, nannte man die „Türkenglocke“. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Mittagsglocke, die stets schon um 11 Uhr rief. Nach dem Dreißigjährigen Kriege wurden die Bußtage zu einer dauernden Einrichtung der Kirche. Nur daß wieder Ansbach und Nürnberg auseinandergingen. Im Markgrafentum hatte sich der Mittwoch nach Jubilate eingebürgert, während im Gebiet der Stadt Nürnberg regelmäßig der Aschermittwoch als „Fast-, Buß- und Bettag“ eingehalten wurde. Da die Kirche in Sachsen dem markgräflichen Brauch zu folgen hatte, mußten die nürnbergischen Untertanen der Pfarrei an ihrem Bußtag nach Lichtenau zur Kirche gehen, während sie am markgräflichen Tage zu arbeiten hatten. Bei der Neuordnung des evangelischen Kirchenwesens in Bayern wurde als gemeinsamer Bußtag der noch heute als solcher geltende Sonntag Invokavit, der erste Sonntag in der Passionszeit, festgesetzt. Neuerdings kam noch ein zweiter Bußtag dazu, der als allgemeiner Bußtag für die ganze evangelische Kirche im Deutschen Reiche aus Preußen übernommen wurde, der Mittwoch vor dem letzten Sonntag nach Trinitatis, vor dem sog. Totensonntag.

 Das Erntedankfest ist aus den Teuerungsjahren 1770 und 1771 herausgeboren worden. Infolge Mißwachs war damals überall die größte Not entstanden. Als dann endlich 1772 eine gesegnete Ernte kam, feierte man ein großes freudiges Dankfest. Und da man erkannt hatte, daß aller Segen von oben kommt, wiederholte man