Seite:Georg Rusam - Geschichte der Pfarrei Sachsen.pdf/200

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sehr früh muß auf dem Turm in Sachsen auch ein Uhrwerk aufgestellt worden sein. Schon 1451 lesen wir in einer alten Schrift, daß bei dem großen Brande im Krieg des Albrecht Achilles 1449/50 auch ein „Horlei“ zugrunde gegangen sei. Horlei bedeutet aber ein Uhrwerk (aus dem lateinischen Wort „horologium“). Die einst so reiche Kirchenstiftung konnte sich die Beschaffung eines so kostspieligen Werkes sehr wohl leisten. Und es bestand eine dringende Notwendigkeit dazu, da es damals weder in den Häusern noch sonstwo Uhren gab und die genauere Zeit nur durch das Schlagen und Läuten der Glocken dem Pfarrvolk bekanntgegeben werden konnte. Noch um das Jahr 1700 fehlte es weithin an privaten Uhren, wie man deutlich aus den Kirchenbüchern ersieht, wo die Zeit der Geburt eines Kindes immer nur ganz allgemein angegeben ist, wie „um den Untergang der Sonne“, „um Mitternacht“, „in vorrückender Nacht“, „mit Aufgang der Sonne“ u. ä. Darum hielt man in Sachsen stets auf ein gutgehendes Uhrwerk auf dem Turme. So wurde 1622 eine Schlaguhr mit Zeigern von dem Uhrmacher Jakob Esenbeck in Gunzenhausen um 104 fl. und 28 fl. Nebenkosten bezogen, nachdem die alte Uhr durch den Blitzstrahl und Turmbrand 1611 zerstört worden war. Im Dreißigjährigen Krieg kam diese Uhr abhanden, weshalb 1666 eine neue aufgestellt werden mußte. Die Kosten mit 30 Talern wurden teils durch freiwillige Spenden gedeckt, teils durch Zuwendungen aus der markgräflichen Kasse und auch des Landalmosenamts. Es war dies das einzige Mal, daß das Reiche Almosen zu Nürnberg etwas für kirchliche Zwecke in Sachsen beisteuerte.

 Im Jahre 1754 lieferte der Großuhrmacher Henkel von Ansbach eine neue Uhr mit Viertelstundenschlag. 1755 wurde am Turm auch eine Sonnenuhr angebracht, deren Spuren auf der Südseite noch zu erkennen sind. 1892 kaufte man eine neue Uhr von Holzeder in Rothenburg um 680 RM. Da aber diese Uhr zu schwach war, um das vierfache Zeigerwerk stets richtig in Bewegung zu setzen, wurde sie 1913 umgetauscht gegen ein kräftigeres Werk von der Firma Förster in Nürnberg unter Auszahlung von 1150 RM. Die dabei gelieferten Zifferblätter litten mit der Zeit stark unter Rost, weshalb 1935 neue Blätter eingesetzt wurden, wieder von der Firma Förster. Sie sollten, um recht dauerhaft zu sein, aus Kupferblech gefertigt werden; doch konnte das Kupfer nur noch für drei Tafeln beschafft werden, während die vierte Tafel aus verzinktem Eisenblech hergestellt werden mußte. Diese hängt nun auf der Südseite des Turmes, wo sie der Rostgefahr weniger ausgesetzt ist.