Seite:Georg Rusam - Geschichte der Pfarrei Sachsen.pdf/176

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die ungeheure Geldknappheit nach dem Dreißigjährigen Kriege und den damaligen außerordentlich hohen Wert des Geldes bedenkt. Auch war in jeder Weise bei dem Bau gespart worden, so daß noch 1680 in einem Visitationsbericht von dem „neuen, aber noch unausgebauten“ Pfarrhaus gesprochen werden konnte. Fortgesetzt waren darum Reparaturen notwendig, die nachholen mußten, was bei dem Bau versäumt worden war. Im Jahre 1729 wurde das Pfarrhaus bei einem Erdbeben so erschüttert, daß die beiden Dachgiebel erneuert werden mußten. Das Haus war nach dem Talgrund zu „merklich gesunken“, was man heute noch an den schiefen Wänden erkennen kann. Auch die Fußböden waren schief geworden, so daß sie neu gelegt werden mußten. Es entstand damals ein Gesamtkostenaufwand von 633 fl. Im Jahre 1866 brach nachts ein Kaminbrand aus, der unter den Pfarrbüchern übel hauste; mit Mühe konnten die schlafenden Pfarrleute geweckt und der Brand gelöscht werden.

.

 Die Pfarrscheune, die unmittelbar oberhalb des jetzigen Gemüsegartens stand und deren Nordmauer im Fundament noch zu sehen ist, scheint nach dem Dreißigjährigen Kriege nur notdürftig instand gesetzt worden zu sein; denn schon 1719 wurde ein Neubau notwendig. Die Verhandlungen, die zuerst mit Nürnberg geführt wurden, zerschlugen sich, da Nürnberg zum Bau nichts leisten wollte. Es mußte wieder der Markgraf von Ansbach eintreten, der das nötige Bauholz zur Verfügung stellte und das Stiftsamt mit den nötigen Baumaßnahmen beauftragte. Aber nun kam das Almosenamt von Nürnberg und erklärte, daß das Bauen seine Sache sei, d. h. nicht das Bezahlen der Baukosten, sondern die Ausführung des Baues auf Kosten der anderen. Das Pflegamt Lichtenau schickte sogar seinen Amtsknecht nach Sachsen und verbot den Arbeitern, den schon begonnenen Bau weiterzuführen. Es mußte noch ein langer Schriftwechsel zwischen Ansbach und Nürnberg geführt werden, bis endlich Nürnberg einlenkte und sich mit dem Bau zufriedengab, allerdings unter der Bedingung, daß auch Leute aus Lichtenau und anderen nürnbergischen Orten dabei beschäftigt würden. Es war wieder das alte Bild: Nürnberg beanspruchte Rechte, ohne irgendwelche Pflichten anzuerkennen. So geschah es, daß vier Jahre darüber vergingen, bis endlich die Scheune i. J. 1723 fertiggestellt werden konnte. – Pfarrer Brandt war der erste, der die Pfarrgüter nicht mehr selbst bewirtschaftete, sondern verpachtete. Die Pfarrscheune wurde so mit der Zeit überflüssig, weshalb sie anfangs 1902 abgebrochen wurde. Der Erlös von 900 M wurde zur Kirchenstiftung genommen und daraus zum Einkommen des Pfarrers ein jährlicher Beitrag von 35 M festgesetzt, solange die Scheune von dem Pfarrer nicht in Anspruch genommen wird. Im Falle einer