Seite:Georg Rusam - Geschichte der Pfarrei Sachsen.pdf/125

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

besetzten deshalb das oberösterreichische Land unter dem Befehl des Grafen von Herbersdorf. Dieser sollte nun gleichzeitig den Willen des Kaisers ausführen, die Reformation auch in diesem Lande auszurotten, gleichwie es eben in Böhmen geschehen war. Denn auch Oberösterreich war schon zu mehr als drei Vierteln der Bevölkerung evangelisch geworden. Herbersdorf, der selbst früher evangelisch gewesen war, aber seinen Glauben gewechselt hatte, war dazu ein williges Werkzeug. Mit den Städten wurde der Anfang gemacht; wer nicht wieder katholisch werden wollte, mußte aus dem Lande hinaus. Schon damals sind viele Tausende ausgewandert und haben in den evangelischen Städten Süddeutschlands, in Regensburg, Augsburg, Ulm usw. bereitwillige Aufnahme gefunden. Dann begann man mit der Landbevölkerung. Es wurden alle evangelischen Geistlichen und Lehrer aus dem Lande verwiesen und an ihrer Stelle katholische Priester eingesetzt, dem Volke aber befohlen, bei diesen die Messe zu besuchen und zu beichten. Als das Volk bei der Einsetzung eines katholischen Pfarrers in Frankenburg Widerstand leistete, wurde jenes ungeheuerliche Blutgericht auf dem Haushammer Felde vollzogen, das schon damals, auch in katholischen Kreisen, den Abscheu der Welt erregte. Dumpf gärte es daraufhin im Volk, und im Jahr darauf kam es zu jenem blutigen Bauernaufstand, den man den österreichischen Bauernkrieg nennt. In leidenschaftlichem Ansturm errangen die Bauern zunächst einen gewaltigen Erfolg, und auch in der Folgezeit ward ihnen noch mancher schöne Sieg beschert. Aber es fehlte ihnen an einer richtigen Führung und ebenso an Geschick im Waffenhandwerk. Auch ließen sie sich durch Versprechungen hinhalten, bis Herbersdorf neue Truppen aus Bayern herangezogen hatte. Und so kam es zuletzt zu einer schweren Niederlage im November 1626, wo das Hoffen und Sehnen der Bauern buchstäblich im Blute erstickt wurde. Freilich nicht so rasch ergaben sie sich in ihr Schicksal, sie hofften auf die Zukunft. War es doch schon früher wiederholt geschehen, daß man sie zum Glaubenswechsel zwingen wollte, und immer wieder waren bessere Zeiten gekommen. Und wirklich schien es auch diesmal eintreffen zu wollen; denn Gustav Adolf erschien in Deutschland. Aber dann kam die Schlacht bei Nördlingen und der Prager Frieden. Und mochte auch das Kriegsglück noch manchmal wechseln, der Westfälische Friede machte aller Hoffnung ein Ende. Schon vorher hatten sich nicht wenige aufgemacht, um eine neue Heimat zu suchen, wo man sie ihres Glaubens ungestört leben ließ. Und nach dem Friedensschluß von 1648 folgte ihnen eine Familie nach der andern, viele Tausende, die lieber die Heimat, Haus und Hof darangaben als ihren evangelischen Glauben. Wohin sie wanderten, das wissen wir: Ein Teil nach Württemberg