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nur solchen Personen, die zur Erbauung neuer Kirchen und andere Nothwendigkeiten kollektiren, ein mäßiges Almosen abzureichen haben.“ Diese Art und Weise der Armenversorgung durch freiwillige Beiträge blieb 150 Jahre lang in Übung, bis neuerlich beschlossen wurde, den Bedarf für Arme durch Zwangsbeiträge aufzubringen. Für Ortsarme machten die Wittwe des wiederholt genannten Verwalters Bernhold und der Orgelbauer Nößler, für Waisenkinder der Bierbrauer Humbser von Bonhof und seine Frau Stiftungen. Über eine Wohlthätigkeitsstiftung des Freiherrn Carnea–Steffaneo wird im XIV. Abschn. berichtet werden. Noch im XIII. Abschn. werden wir sehen, wie das Klosteramt durch Oktroyirung einer „Gotteshauskasse“ Ausgaben für Kultusbedürfnisse der Gemeinde zugewiesen hat. Bezüglich des Begräbnißplatzes an der Südseite der Kirche bestritt alle Unterhaltungskosten ausschließlich das Klosteramt ohne Inanspruchnahme der neugegründeten Gemeinde. In der bayerischen Zeit übernahm die Gemeinde die Kosten zum Ankauf eines neuen Begräbnißplatzes, dessen Umfriedigung auf Kosten des Müllermeisters J. Wiesinger und des Kaufmannes Ch. Wening hergestellt wurde.

Aus der vorstehenden Darlegung ergibt sich Folgendes: Die Klostergebäude insgesammt wurden nach der Klosterauflösung noch 200 Jahre lang erhalten, im 18. Jahrhundert aber auf Regierungsbefehl in schneller Aufeinanderfolge größtentheils verkauft und entweder völlig niedergerissen, oder ganz umgestaltet. Jeder Käufer eines Hauses oder eines freien Platzes machte sich verbindlich, auf dem Areal ein dem Staatsärar abgabepflichtiges Anwesen zu gründen. So erhielt Heilsbronn seine ersten selbstständigen Bewohner. Das Klosteramt gab diesen durch Oktroyirung eine Gemeindeverfassung, eine Gemeindeverwaltung, eine Gemeindekasse, hatte aber dabei mehr das eigene Interesse, als das der Gemeindeglieder im Auge. Daraus erwuchsen gleich von vornherein Beschwerden bei den Markgrafen, späterhin, und besonders im 19. Jahrhundert, fortwährend Kollisionen und Prozesse zwischen der Gemeinde und dem Fiskus.

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 3). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1880, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_3).pdf/214&oldid=- (Version vom 1.8.2018)