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Pfarrer Crämer nicht weiter zu hindern. Er erhielt aber zur Antwort: „Kein Pfarrherr (Hauptpfarrer) in Trautskirchen ist schuldig, außer bei Krankenkommunionen, nach Neuhof zu gehen, sondern die Neuhöfer haben nach Trautskirchen zu kommen, um die Predigt zu hören, taufen zu lassen etc. Wir haben niemals gehört, daß ein Pfarrherr zu Trautskirchen sich gein Neuhof hat brauchen lassen, wie durch den jetzigen Pfarrherrn geschehen, welcher der Fresser- und Trinkerei nachgeloffen. Wir haben ihm angezeigt, sich der Predigt in Neuhof zu enthalten und seines Amtes in Trautskirchen zu warten. Doch wollen wir aus guter Nachbarschaft zulassen, daß ein Kaplan je zu Zeiten dem alten Brauch nach derselben (heilsbronnischen) Unterthanen zu Neuhof mit dem Wort Gottes und Sakrament versehe.“ So standen die evangelischen Brüder in Trautskirchen und Heilsbronn zueinander. Die Lochinger’sche Mündel heirathete den Junker Hans Joachim von Seckendorf, Herrn von Trautskirchen, welcher den Kampf gegen Heilsbronn Jahrzehnte lang fortsetzte, daneben beim Reichskammergericht zu Speier wegen der Jagd prozessirte, bis er (1620) nach Anfang des 30jährigen Krieges die Herrschaft Trautskirchen an seine Söhne Ernst und Valentin abtrat. Allein auch diese setzten, trotz der Kriegsdrangsale, den Kampf fort.

Hier noch ein paar Beispiele von gegenseitigen Quälereien. Heilsbronn war in Trautskirchen alleiniger Pfarrpatron und alleinige Kuratelbehörde über die vermögende Kirchenstiftung. Letztere bestritt die Ausgaben für Kultusbauten. Reichten die Mittel nicht aus, so schoß Heilsbronn zu. Hans Joachim von Seckendorf wollte aber die volle Baulast Heilsbronn aufbürden, das Kirchenvermögen mitverwalten etc. Die Regierung entschied (1587) für Heilsbronn, welches nach diesem Entscheid, um jeden Schein eines edelmännischen Anspruches zu beseitigen, vom Kirchthurm die Uhrtafeln (Zifferblätter) mit dem Seckendorf-Lochinger’schen Wappen abnehmen ließ. Schließlich gestattete Heilsbronn zwar das Seckendorf’sche Wappen auf der dem Seckendorf’schen Schloß zugekehrten Seite des Thurmes, aber nicht auf der Seite gegen die Gasse und das Wirthshaus hin. Heilsbronn besetzte (1612) die Todtengräbersstelle.

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)