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der Concilien stehe, bei Irrungen über den rechten Verstand göttlicher Schrift zu entscheiden? Es steht in keines Menschen Gewalt, die Schrift anders auszulegen, als einen Text durch den andern. Wir sollen dabei zu dem Worte Gottes nichts hinzu thun und nichts davon, auch keinem menschlichen Verständniß trauen.“

Die meisten dieser 23 Fragbeantwortungen sind in Luthers Sinn geschrieben. Daß Luthers Name darin nicht genannt wird, ist selbstverständlich, da unser Abt grundsätzlich der Lehre Luthers abgeneigt war. Der Konzipient der mitgetheilten 23 Fragbeantwortungen, der kenntnißreiche Prior und nachmalige Abt Schopper, sprach bei der einen und andern Fragbeantwortung sein Bedauern darüber aus, daß er wegen Mangels an Zeit Manches nicht weiter ausführen konnte; denn sein Elaborat sollte schon am 21. September in Ansbach vorgelegt werden. Jedoch später führte er Einiges noch weiter aus, und Hartung nahm auch dieses spätere Elaborat in sein Jahrbuch auf. Schopper bespricht hier näher die oben bei Nr. 1, 2, 7 und 21 bezeichneten Fragpunkte. Über die Ohrenbeichte sagt er: „Sie ist zwar in der Schrift nicht klar gelehrt, aber nicht zu verachten. Der Fromme wird sie suchen, nicht wegen des päpstlichen Gebotes, sondern dem Drang seines Herzens folgend. Sie hat viel schlimme Folgen gehabt, weil die Bischöfe, nicht nach Kunst sondern nach Gunst, grobe, unverständige, nicht verschwiegene, der Schrift nicht kundige Priester ordinirten und anstellten, welche den armen Sünder überrumpeln wie ein Metzler das Kalb, Sünde aus etwas machen, was keine ist, oder sich durch den Beichtpfennig bestimmen lassen. Sie kann bei rechtem Gebrauch mehr nützen als die Predigt. Solches ist mein Judicium von der Beicht nach meiner kleinen Verständnuß.“ Die allgemeine, öffentliche Beichte wird besonders empfohlen. Die Messe betreffend sagt Schopper: „Sie ist kein Opfer; denn Christus hat sich einmal geopfert und kann nicht öfter geopfert werden. Auch sprach er bei der Einsetzung des heiligen Abendmahls nicht von einem Opfer, sondern davon, daß dieses gehalten werden soll zum Gedächtniß seiner Liebe und Leiden

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/298&oldid=- (Version vom 1.8.2018)