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athmete unser Abt freier und in gehobener, an Ovid und Virgil erinnernder Sprache leitet er den Bericht über die Depossedirung seines Drängers mit folgenden Worten ein: „Die Sonne regierte das wasserreiche Gestirn der Fische im Jahr der jungfräulichen Geburt 1515. Der Winter hatte die Wogen nur unsicher durch Eis gebunden und nicht in seiner sonstigen Weise die Berge mit weißem Haupthaar gekrönt und Regen anstatt des Schnees gebracht. Daher erschwerter Handelsverkehr auf den morastigen Strassen in den meisten Provinzen, bei den unglücklichen Landleuten die Aussicht, ihre Arbeiten vereitelt zu sehen. Demungeachtet spricht man gerüchtweise von schädlichen Agitationen, gleich denen in voriger Zeit. Unsinnige und Thoren (vecordes et stolidi) freuen sich, auf Schaden zu denken. Die Burggrafschaft Nürnberg litt schmerzlich durch die Schwächen ihres Regenten, des Markgrafen Friedrich. Besser ist es, um der Ehre seiner Kinder willen, davon zu schweigen. Damit sich aber die Menge seiner vielen bösen Thaten nicht allzusehr auf seinem Haupt häufe und jedes lindernde Heilmittel kraftlos mache, so hat die göttliche Sonne durch ihren belebenden Strahl die Nebel zerstreut und den Söhnen Kasimir und Johann Kühnheit verliehen, ihrem Vater entgegenzutreten, was ebenso nützlich als nothwendig war.“ Darauf folgt das in den Beiträgen Mitgetheilte über die Art und Weise, wie der Markgraf von seinen Söhnen der Regierung entsetzt wurde.

Gleichzeitig mit dem Markgrafen Friedrich von Ansbach regierte im Nachbarlande Würtemberg ein Herzog, dessen Bild unser Abt noch unvortheilhafter zeichnet. Er schildert ihn als einen Tyrannen, der seinem Volke unerträgliche Lasten auflegte, taub gegen jede Vorstellung und Bitte. „Das gesammte Volk bildete einen Verein unter dem Namen „„Konvent des armen Konrad.““ Der Verein bat den Herzog flehentlichst, das Land in der Weise seiner Vorfahren zu regieren, fand aber kein Gehör. Der thörichte Fürst zog mit seinen Truppen aus gegen die Verbündeten und redete sie Anfangs freundlich an, worauf sie, durch die milden Worte getäuscht, die Waffen niederlegten. Da überfiel

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/229&oldid=- (Version vom 1.8.2018)